Wien – Die Ärztekammer wettert einmal mehr gegen die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Vor allem mit der Benutzbarkeit des Systems im Spital seien die Ärzte unzufrieden, sagt Vizepräsident Harald Mayer. Das System komme aus der "elektronischen Steinzeit", biete keine Suchfunktionen und sei daher für die Ärzte keine Hilfe.

Etwas mehr als ein Jahr nach der Einführung in Krankenhäusern in Wien und der Steiermark biete die ELGA-Realität unerträglich lange Wartezeiten beim Datenabruf, bevor man sich dann durch Unmengen an eingescannten PDF-Dateien wühlen müsse. Abrufe nach Suchbegriffen oder von Datenreihen seien nicht möglich, dies sei frühestens für 2018 versprochen – und auch dann nicht für die zuvor erfassten Dokumente.

Offen sei weiter auch die Haftungsfrage. Weil Patienten Befunde und Medikamentenverschreibungen selektiv ausblenden können, biete sich dem Arzt kein volles Bild. "Das Ganze macht nur einen Sinn, wenn da ohne Wenn und Aber alle Patientendaten drin sind", argumentiert Mayer. Nur ein kompletter Ausstieg sollte für die Patienten möglich bleiben.

Vor allem von Wiener Kollegen höre er, dass das System kaum benutzt werde. Die eigenen Krankenhaus-Informationssysteme der Spitäler funktionierten nämlich besser, seien strukturierter, und die Kollegen seien im Umgang damit auch besser geschult. Mayers Fazit zu ELGA: "Den Aufschrei der Ärzte gibt es deshalb nicht, weil wir es Gott sei Dank nicht brauchen." (APA, 29.3.2017)