Prag – Der frühere Vorsitzende der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Jiri Drahos, hat seine Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten angekündigt. Der 68-jährige Chemiker, der sich als Parteiunabhängiger um das höchste Staatsamt bewerben will, machte seine Absicht am Dienstagabend in seiner Heimatstadt, Jablunkov (Schlesien), öffentlich.

Der angesehene Professor, der nie einer Partei angehörte und erst vorige Woche als Vorsitzender der Akademie der Wissenschaften abtrat, gilt als "Schwergewicht" gegen den gegenwärtigen Staatspräsidenten Milos Zeman. Zeman hatte Anfang März seine Wiederkandidatur angekündigt.

"Wahrheit, Vernunft und Anständigkeit"

Er wolle erreichen, dass "die Werte, die für jedes Land am wichtigsten sind, wie Wahrheit, Vernunft und Anständigkeit, gewinnen", erläuterte Drahos sein Antreten. "Ich bin nicht gleichgültig gegenüber dem Anstieg des Extremismus', Populismus' und einer gewissen Apathie der Bürger gegenüber den grundlegenden demokratischen Werten."

Kritiker Zemans begrüßten die Kandidatur Drahos'. So sagte der Chef der oppositionellen liberal-konservativen Partei TOP 09, Miroslav Kalousek, Drahos werde "von uns klar bevorzugt". Allerdings wolle TOP 09 noch abwarten, ob nicht auch der frühere Senatspräsident Petr Pithart, ein Christdemokrat, kandidiert, so Kalousek.

"Künstliches Produkt"

Demgegenüber nannte Zemans Sprecher Jiro Ovcacek Drahos einen "Kandidaten der Medien" und ein "künstliches Produkt". "Die Tschechische Republik braucht einen Präsidenten, der die Bürger verteidigt, etwa in der Frage der Migrationskrise, nicht einen Ja-Sager, der mit Reden auftritt", so Ovcacek.

Die Präsidentenwahl in Tschechien ist im Jänner 2018 fällig. (APA, 29.3.2017)