Wien – Zum bereits zweiten Mal darf sich die Philosophin Herlinde Pauer-Studer von der Universität Wien über einen hochdotierten Förderpreis des Europäischen Forschungsrats (ERC) freuen. Schon 2010 wurde der auf die analytische Philosophie spezialisierten Wissenschafterin ein mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierter Advanced Grant zuerkannt, in der aktuellen Vergaberunde war sie nun erneut erfolgreich.

Werdegang

Pauer-Studer ist Universitätsprofessorin am Institut für Philosophie der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien. Sie studierte Philosophie an den Universitäten Salzburg und Toronto, promoviert wurde sie 1983 in Salzburg. Von 1981 bis 1985 war Pauer-Studer Assistentin am Institut für Rechtsphilosophie der Uni Graz, es folgten Gastaufenthalte und Stipendien an der University of California in Irvine, der Harvard University und der New York University. 1996 habilitierte sie sich in Philosophie an der Universität Wien. In den vergangenen Jahren absolvierte sie unter anderem Auslandsaufenthalte in Australien, Brasilien oder an der Stanford University (USA).

2010 war die 1953 in Bludenz geborene Philosophin als erste Geisteswissenschafterin in Österreich im "Flaggschiff-Programm" des auf die Förderung der Grundlagenforschung fokussierten ERC erfolgreich. Im Mittelpunkt ihres damaligen Projekts mit dem Titel "Transformationen von normativen Ordnungen" stand die Analyse von politischen normativen Ordnungen, die in autoritäre und totalitäre Verhältnisse abgleiten, aus ethischer und moralphilosophischer Sicht am Beispiel des NS-Regimes. Im Rahmen dieser Arbeit ist das gemeinsam mit J. David Velleman von der New York University verfasste Buch "Weil ich nun mal ein Gerechtigkeitsfanatiker bin" zum Fall des SS-Richters Konrad Morgen entstanden, das im April im Suhrkamp Verlag erscheinen wird.

Der aktuelle Forschungsschwerpunkt

Im nunmehrigen Projekt wird Pauer-Studer, die sich vor allem mit Fragen der Moraltheorie, Sozialphilosophie und Politischen Philosophie beschäftigt, unter dem Titel "The Normative and Moral Foundations of Group Agency" ("Die normativen und moralischen Grundlagen von Gruppen als Handelnde") untersuchen, unter welchen Voraussetzungen Gruppen und Institutionen als willentliche und eigenständige Akteure gelten und inwieweit ihnen dabei Verantwortung für ihr Handeln zugeschrieben werden kann. (APA, 29. 3. 2017)