Salzburg – Das Bundesland Salzburg will eine bislang kaum genutzte Quelle der Geschichtsforschung anzapfen: In privaten Haushalten dürfte noch eine Vielzahl an Schmalfilmen lagern, die zum Teil wichtige Dokumente der Zeit- oder Alltagsgeschichte Salzburgs darstellen. Die Bevölkerung wird nun gezielt dazu aufgerufen, etwa Keller oder Dachböden zu durchstöbern und gefundenes Material zur Verfügung zu stellen.

"Diese Amateurfilme zählen zu den wichtigsten bisher noch verborgenen Quellen zur Zeit- und Alltagsgeschichte des Landes Salzburg. Dieser Schatz soll nun gehoben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", appellierten am Mittwoch Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn und Wissenschaftslandesrätin Martina Berthold (beide Grüne) an die filmende Bevölkerung. Die gesammelten Schmalfilme sollen anschließend digitalisiert werden. Kulturhistorisch bedeutsame Dokumente werden im Filmarchiv Austria gesichert und archiviert.

Im Austausch gibt's eine DVD

Nach der Digitalisierung erhalten die Menschen ihre Filme in Form einer DVD wieder zurück. Die interessantesten Beispiele werden 2018 in Form einer interaktiven Online-Chronik veröffentlicht, und zwar als Community-Internet-Portal, das allen Nutzern die Möglichkeit gibt, nach dem Wiki-Prinzip Anmerkungen und Kommentare zu den Filmen einzubringen.

Erfahrungen bei derartigen Vorhaben hat das Filmarchiv Austria bereits in Niederösterreich und dem Burgenland gesammelt: Dort wurden mehr als 75.000 Filme zur Verfügung gestellt. Teilweise habe es sensationelle Funde gegeben, berichtete Archiv-Leiter Ernst Kieninger. So gebe es aus der NS-Zeit in Farbe gedrehte Amateuraufnahmen als einzige audiovisuelle Quellen dieser Zeit.

Nutzung für wissenschaftliche Projekte

Zudem soll das gesammelte Material für kulturelle und wissenschaftliche Projekte genutzt werden. Der Bogen möglicher Präsentationsformen reicht von DVD-Editionen, Gestaltung von Film- und Fernsehdokumentationen, regionalen Kinoaufführungen bis hin zur Einbindung in Ausstellungs- und Museumsprojekte. Außerdem bilden die Filme eine wertvolle Quelle für wissenschaftliche Analysen aus den Bereichen Volkskunde, Zeitgeschichte, Alltags- und Mentalitätsgeschichte sowie Regional- und Lokalgeschichte.

Initiatoren des Projekts "Salzburg privat" sind das Land Salzburg, das Filmarchiv Austria und "Salzburg 20.16" (die Gesellschaft zur Begehung des Jubiläumsjahres "Salzburg 200 Jahre bei Österreich"), die sich die Kosten von rund 260.000 Euro teilen. Projektpartner sind das ORF Landesstudio Salzburg sowie zahlreiche öffentliche Bibliotheken im Bundesland Salzburg. (APA, 29. 3. 2017)