Ina auf einer Aufnahme des Lunar Reconnaissance Orbiter.

Foto: NASA/GSFC/ASU

Providence – Der Krater Ina liegt auf der uns zugewandten Seite des Mondes in den erstarrten Lavamassen des Lacus Felicitatis und hat eine recht multikulturelle Nachbarschaft: Benachbarte Krater heißen unter anderem Dag, Osama und Yangel.

1971 fotografierten Astronauten der Apollo-Mission den Krater, der einen maximalen Durchmesser von drei Kilometern hat und bis zu 64 Meter tief ist. In seine Form kann man verschiedenes hineininterpretieren: ein D oder eines der Pacman-Monster genauso wie einen Einzeller. "Ina" war ursprünglich nur ein Spitzname, hat sich aber gehalten.

Rätselhafte(r) Ina

Wie sich der Krater gebildet hat, gab Planetenforschern lange Zeit Rätsel auf. Die Caldera ist heller als ihre Umgebung – ein Anzeichen dafür, dass sich in ihr noch nicht so viel an Regolith ansammeln hat können, also jener Decke aus Staub und losem Geröll, die den Mond überzieht. Außerdem enthält Ina Dutzende kleine Hügel, auf denen sich auffällig wenige Spuren kleiner Einschläge abzeichnen, wie sie für die Mondoberfläche typisch sind.

Das sind alles Indizien für ein geringes Alter. Es schien sich bei Ina um den Überrest einer vulkanischen Eruption zu handeln, die sich laut einer Studie aus dem Jahr 2014 vor etwa 100 Millionen Jahren ereignete. Allerdings hätte zu diesem Zeitpunkt nach allem, was man weiß, der Mond schon eine Milliarde Jahre lang vulkanisch inaktiv gewesen sein sollen.

Magmatischer Schaum

Forscher der Brown University in Providence glauben den Widerspruch nun auflösen zu können. Im Fachmagazin "Geology" berichten sie, dass Ina in Wirklichkeit wesentlich älter sein dürfte.

Das Team um Jim Head vermutet, dass hier eine spezielle Form von Lava ausgetreten ist, die frühere Berechnungen über den Haufen wirft. Bei Ina könnte es sich um einen sogenannten Pitkrater handeln, der auf einem Schildvulkan sitzt – als irdisches Pendant nennen die Forscher den hawaiianischen Kilauea, auf dem der 1959 ausgebrochene kleine Kilauea Iki sitzt.

Bei diesem Ausbruch wurde "magmatischer Schaum" freigesetzt, der zu hochporösem Gestein erstarrte. Und diese Porosität hätte auf dem Mond – dessen geringe Schwerkraft die Blasen des "Schaums" noch größer gemacht hätte – Konsequenzen: Die Hohlräume würden große Mengen des Regoliths schlucken, der sich ansonsten an der Oberfläche aufschichten würde.

Am Sieb rütteln

Kleine Einschläge aus dem Weltraum würden diesen Effekt noch verstärken: Als würde man ein Sieb schütteln, sagt Head. Zugleich würden Einschläge in solchem Material deutlich kleinere Krater hinterlassen als in einer solideren Oberfläche; die kleinsten blieben de facto unsichtbar.

Head glaubt, mit seiner Lava-Hypothese sowohl die seltsame Helligkeit als auch den Mangel an Kratern erklären zu können. Sein Team rechnete die Auswirkungen der Staubschluckfähigkeiten des porösen Gesteins hoch und kam zum Ergebnis, dass Ina 3,5 Milliarden Jahre sein könnte. Das würde in die Periode fallen, als der lunare Vulkanismus noch höchst rege war. (red, 29. 3. 2017)