Putschversuche, Geheimdienstler, Haftbefehle für prorussische Oppositionelle: Der Beitrittsprozess Montenegros zur Nato ist von balkanischen Verschwörungsszenarien und geopolitischen Interessen des neue Trump'schen Westens und Russlands begleitet. In dieser Mischung kann das ein kleines Land ganz schön durcheinanderbringen. Kommt noch dazu, dass Montenegros Langzeitführer Milo Ðukanović selbst ein Meister der Manipulation und des Machterhalts ist.

Die Verhaftung von 20 serbischen Staatsbürgern vor der Wahl am 16. Oktober vergangenen Jahres, die angeblich einen Putsch geplant hatten und Ðukanović ermorden wollten, gilt etwa im Nachbarland Serbien als reine Inszenierung der montenegrinischen Regierung, um die lästige prorussische Opposition zu diskreditieren. Das heißt aber nicht, dass es nicht tatsächlich merkwürdige Interventionen Russlands gab.

So wurden zwei russische Geheimdienstmitarbeiter Ende Oktober 2016 aus Serbien nach Moskau zurückgeschickt. Die serbischen Behörden waren zu dem Schluss gekommen, dass die beiden tatsächlich in Montenegro Chaos stiften wollten – möglicherweise sogar in Serbien selbst. Auf dem Balkan ist es ein Leichtes, Kriminelle anzuheuern, die das erledigen. Die Staaten Südosteuropas haben ohnehin schwache Institutionen und sind nun noch vulnerabler geworden. Denn seit dem Amtsantritt von Donald Trump ist die geopolitische Ausrichtung des Balkans unklarer geworden. Ein EU-Beitritt steht für die meisten ohnehin in weiter Ferne.

In Montenegro – wo es unklar ist, ob die Mehrheit der Bürger den Nato-Beitritt will – ist die Sache nun gegessen. Der Adria-Staat wird dem Bündnis beitreten. Doch Russland mischt sich auch aktiv in Mazedonien und in der Republika Srpska ein, einem der beiden Landesteile Bosnien-Herzegowinas. Richtig gefährlich könnte es in Mazedonien werden, denn der prorussische Teil der bisherigen Regierungspartei VMRO-DPMNE weigert sich beharrlich, die Macht an die Opposition abzugeben, die mit drei Albanerparteien über die Mehrheit im Parlament verfügt. Der Konflikt wurde bereits mit interethnischem Hass aufgeladen. Gerade deshalb ist jetzt äußerste Aufmerksamkeit der EU und der USA geboten. (Adelheid Wölfl, 29.3.2017)