Bier ist quasi das Grundnahrungsmittel auf dem "Full Metal Mountain".

Foto: Full Metal Mountain GmbH

Rund 2.000 Metalheads sind vor Ort.

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Skifahren und Metal schließen einander nicht aus.

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Es gibt zwei Bühnen: Die Mountain Stage und die ...

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... Peak Stage am Gipfel

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Hermagor – Oh doch, man kann sehr wohl mit Skischuhen an den Füßen im Metalcore-Takt herumhüpfen. Rudi, David und Heinz aus Niedersachsen stellen das gerade vor der "Mountain Stage" ein paar Meter neben der Piste des Kärntner Nassfelds unter Beweis. Das Skigebiet steht bis Samstag im Zeichen von Heavy Metal – beim Full Metal Mountain werden eine Woche lang Winterurlaub und Festival miteinander verknüpft.

Das Event im ansonsten recht beschaulichen Bezirk Hermagor laut Eigenbeschreibung: Hier trifft Schwarz auf Weiß, harter Stahl trifft auf kalten Schnee, während mächtige Gitarren-Riffs das Eis zum Schmelzen bringen. Solche Plattitüden sind schon längst lieb gewonnener Bestandteil der Metal-Kultur. Doch eines stimmt: Das Festival trifft hier wirklich unmittelbar auf die Piste – "mitten im Skigebiet" ist keine Übertreibung. Was man etwa daran sieht, dass hier auch hin und wieder der Liftwart die Finger zum "Metal Sign", dem Erkennungszeichen der Metal-Kommune, formt.

Garantiert ohne Ballermann-Hits

Der perfekte Tag am Full Metal Mountain könnte so aussehen: Vormittags Skifahren, ab Mittag das Liveprogramm auf zwei Bühnen ("The Peak" ganz oben am Berg und die "Mountain Stage" an der Mittelstation) direkt neben der Piste verfolgen. Den späten Nachmittag beim Metal-Apres Ski ("Garantiert ohne Ballermann-Hits!") verbringen und am Abend ins große Event-Zelt im Tal pilgern, wo sich eine Woche lang die Headliner abwechseln, unter ihnen Doro, Bullet, Dragonforce, Parkway Drive, Amon Amarth und Apocalyptica. Musik der härteren Gangart fast rund um die Uhr verspricht danach die Metal-Disco mit Metal-Karaoke – und ebenfalls fast rund um die Uhr fährt der Metal-Shuttle zu den Beherbergungsbetrieben.

Dass das ankommt, zeigt ein Blick auf die Bühnen im Schnee, von denen aus bereits am frühen Nachmittag aus zahlreiche "Mountaineers" beschallt werden. Ob mit Coverversionen von Metal-Hadern wie "Breaking The Law" oder "Ace of Spades" auf der "Peak" oder mit den erwähnten Headbanger-Hymnen auf der "Mountain Stage". Hier sieht man zwei Dinge. Erstens: Metal kennt kein Alter, denn von Familien mit Kleinkindern bis zur erfahrenen Festival-Generation ist so ziemlich jede Altersschicht vertreten. Und zweitens: Jeans-Kutten mit Band- und Festival-Aufnähern sind auch mit Skianzügen höchst kompatibel.

Breite Unterstützung

Wie sieht die Zwischenbilanz aus? Für heuer wurden annähernd gleich viele Packages, also mehrtägige Aufenthalte inklusive Festival-Eintritte, wie im vergangenen Jahr verkauft, sagt Walter Hinterhölzl, der Geschäftsführer der Full Metal Mountain GmbH: "Wir rechnen damit, dass wir die ganze Woche über inklusive der Tagestickets etwa 2.000 Personen begrüßen können." Als vor drei Jahren die Wacken-Veranstalter die Pläne für ein winterliches Festival aufs Tapet brachten, war dem ehemaligen ÖSV-Snowboardtrainer gleich das Nassfeld in den Sinn gekommen. "Es gibt nicht viele Orte in Österreich, an denen man das Konzept Full Metal Mountain so umsetzen kann. Die Leute wohnen und feiern direkt an dem Berg, an dem sie untertags Skifahren", sagt der Geschäftsführer.

Nicht zuletzt sei das Festival auch wegen der breiten Unterstützung durch die Betriebe der Region ein Erfolg. "Natürlich hat es ganz zu Beginn Bedenken gegeben, wenn angekündigt wird, dass da ein paar Tausend schwarz gekleidete Männer und Frauen kommen. Doch die Vorbehalte sind schnell verschwunden", sagte Hinterhölzl. Verantwortlich dafür waren die Erfahrungen, die man bei der ersten Auflage des Festivals im Vorjahr gesammelt hat. "Wenn man von der lauten Musik absieht, war es absolut ruhig. Es hat keinen einzigen Zwischenfall gegeben, was für die Metal-Community auch so üblich ist. Und es gibt hier keine Probleme mit Drogen. Die einzige Droge ist Bier – und das ist für viele so etwas wie ein Grundnahrungsmittel."

Vom Berg aufs Kreuzfahrtschiff

Je später der Nachmittag wird, umso mehr verlagert sich das Geschehen vom Berg in Richtung Tal – wer die Zeit bis zu den Konzerten im großen Festzelt stilgemäß überbrücken will, tut das am besten in der "Metal Plaza" direkt an der Talstation. Auch aus den Boxen der gegenüberliegenden Apres Ski-Hütte dröhnen rockige Rhythmen – dem Vernehmen nach sind nicht nur die Gäste, sondern auch viele Angestellte begeistert davon, einmal nicht Schlager- und Techno-Tönen ausgesetzt zu sein.

Im Tal machen schon die ersten Plakate Werbung für die Neuauflage des Festivals im Jahr 2018. Denn zumindest das dritte Full Metal Mountain ist vertraglich gesichert. "Natürlich ist geplant, das Festival weiter wachsen zu lassen", meint Hinterhölzl, der die Produktionskosten des Events mit knapp 800.000 Euro beziffert. Das Potenzial sei jedenfalls da – schließlich ist das Nassfeld nicht der einzige außergewöhnliche Festivalort. Bereits zum fünften Mal sticht heuer nämlich die Heavy-Metal-Kreuzfahrt "Full Metal Cruise" in See. Und die war innerhalb von 30 Minuten ausverkauft. (Peter Lindner, APA, 29.3.2017)