Tadej Strah mit seiner selbstgebauten Kamerahalterung, die Bewegungen ausgleicht. Sie kostet ein Zehntel marktüblicher Produkte.

Foto: Tadej Strah

Wien – Der derzeit laufende internationale Ideenwettbewerb SciChallenge will Kinder und Jugendliche zwischen zehn und zwanzig Jahren für Wissenschaft und Forschung in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik begeistern. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickeln wissenschaftliche Lösungsvorschläge für unterschiedliche Probleme, formulieren Forschungsideen und präsentieren eigene Erfindungen.

Die bisherigen Einreichungen sind vielversprechend, sagt Karoline Iber, Geschäftsführerin und Gründerin des Kinderbüros der Universität Wien, das den Wettbewerb im deutschsprachigen Raum abwickelt. "Sie zeigen, wie kreativ und mit wie viel kritischem Geist Kinder und Jugendliche schwierige Probleme lösen wollen."

Gesellschaftliche Relevanz

Die 13-jährige Idil Gürsoy aus der Türkei etwa hat sich Gedanken gemacht, wie man mithilfe von Nanotechnologie Wasser kostengünstig und nachhaltig reinigen könnte. Sie schlägt ein hochsensibles Filtersystem vor, das sie in ihrer Einreichung genau skizziert. Idil beschreibt auch, was sie zu dieser Erfindung motiviert hat: "Sauberes Wasser zu haben ist ein Menschenrecht. Leider haben aber viele Menschen in weniger entwickelten Ländern keinen Zugang dazu. Wie kann die Menschheit dieses Problem lösen, und was kann ich dazu beitragen?"

Es gehe bei SciChallenge vor allem um die Lösung gesellschaftlicher Probleme, sagt Iber: "In Idils Fall hat uns aber auch gefallen, wie strukturiert sie das Thema angeht." Dass sich ein junger Mensch dieser Altersgruppe bereits mit Nanotechnologie beschäftige, sei eindrucksvoll. Und: "Sie reflektiert schon mögliche Kritik an ihrem Projekt mit."

Lösung für das Problem eines Freundes

Eine zweite bemerkenswerte Einreichung stammt vom Slowenen Tadej Strah, 15 Jahre alt. Er lernte im Filmklub seiner Schule einen Burschen mit cerebraler Bewegungsstörung kennen. Diesem war es aufgrund seiner Erkrankung nicht möglich, Kameras so zu halten, dass die Aufnahmen nicht verwackelt waren.

Tadej suchte nach einer Lösung für das Problem seines Freundes und begann zu recherchieren. Zwar sind Kamerahalterungen, die Zitterbewegungen ausgleichen, bereits auf dem Markt, aber die kosten rund 500 Dollar, was Tadej viel zu teurer fand. Also baute er kurzerhand selbst mithilfe eines Microcontrollers eine neue Kamerahalterung.

"Alle Elemente eines Forschungsprozesses"

Iber: "Auch Tadej hat ein gesellschaftliches Problem erkannt und analysiert, er hat experimentiert und sein Experiment überprüft, und er hat die Lösung für sein Problem kontrolliert." Tadejs Projekt beinhalte damit alle Elemente eines klassischen Forschungsprozesses. Im von ihm eingereichten Youtube-Clip stellt er zwei Videos gegenüber, die er bei der Abfahrt einer Skipiste gemacht hat. Ein Video drehte er mit seinem statisch fixierten Smartphone, das andere mit einer Kamera, die er auf seine selbstgebaute Halterung montiert hatte. Der Unterschied ist eklatant: Das mit der auf die Halterung montierten Kamera gedrehte Video ist fast wackelfrei.

Tadej betont, wie wichtig es sei, dass jeder gemäß des Do-it-yourself-Gedankens so eine Halterung bauen kann. Die Materialkosten kämen nämlich lediglich auf etwa 60 Dollar. Kaufe man das fertige Produkt derzeit auf dem freien Markt, müsse man dagegen 500 Dollar hinblättern. Einreichungen für SciChallenge sind noch bis 30. April 2017 möglich. (lima)