Ein Monolog über die Ersatzreligion Apple, Steve Jobs als Messias und Blut an den iPhones: Peter Malzer als zweifelnder Jünger in einer Produktion der Gruppe Mazab.

Foto: Andreas Hechenberger

Salzburg – Natürlich haben wir es immer schon gewusst oder wir haben es zumindest geahnt; aber wir wollten es eben nicht wahrhaben oder nicht so genau wissen: Die Bedingungen, unter denen tausende und abertausende Hände im fernen China unsere geliebten iPhones zusammenbauen, sind alles, nur nicht menschenwürdig: 70- bis 80-Stunden-Arbeitswochen, kein Schluck Wasser, kein Gang zur Toilette, überall Überwachungskameras und Netze an den Fassaden der Industrietürme, damit Suizide möglichst unterbunden werden.

Die Herstellungsbedingungen unserer täglichen Begleiter, mit denen man telefonieren, Musik hören, fotografieren und alles irgendwie gleichzeitig kann, sind ein Thema im 2010 verfassten Stück des US-amerikanischen Autors und Schauspielers Mike Daisey: Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs. Darin verwebt Daisey seine Erfahrungen einer Recherchereise zum Apple-Hersteller Foxconn mit der Geschichte von Apple, von Steve Jobs und der Geschichte, wie Apple langsam zu einer Ersatzreligion im modernen Kapitalismus mutiert. Tatsächlich war ja der Tod von Guru Jobs im Jahr 2011 sogar hierzulande für viele Apple-Jünger ein schwerer Schlag.

Genieverehrung

Er habe der "Linux-Ketzerei" gehuldigt, er habe "mit Windows geschlafen", beichtet der bekennende Apple-Fan Daisey in Person von Peter Malzer gleich zu Beginn seines Monologes dem iGott. Die Verehrung für das Genie Steve Jobs durchdringt den Monolog – unterbrochen nur von den Erzählungen über die Arbeitsbedingungen in den endlosen Produktionshallen von Foxconn: "430.000 Arbeiter, 25 Kantinen mit je 10.000 Plätzen – können Sie sich das vorstellen?"

Dass Daisey später ob der einen oder anderen Ungenauigkeit bei seiner Schilderung seiner China-Reise auch Kritik einstecken musste, schmälert die grundsätzliche Aussage keineswegs. An den in einer Sonderwirtschaftszone produzierten Geräten klebt Blut, viel Blut.

Saftpresse

Der Gründer der zeitgenössischen Theatergruppe Mazab, der Salzburger Markus Steinwender, führt Regie. Steinwender – seit 2016 auch Leiter der Jugendabteilung am bayerischen Theater an der Rott in Eggenfelden – lässt den Text Daiseys für sich sprechen. Dieser ist "der Virus", der verbreitet werden soll, damit man nach dem Vorhang seinen digitalen Begleiter in der Jackentasche mit etwas anderen Augen sieht.

Die teilweise auch angebissenen Äpfel, die während des Monologes da auf der Bühne herumkugeln, mögen als naheliegendes Accessoire noch durchgehen. Dass Peter Malzer während seines mehr als einstündigen Monologes eine Saftpresse in Betrieb nimmt, Apfelsaft presst, ist ein Rufzeichen zu viel. Dieses hätte der dichte Text nicht gebraucht. Auch die großflächig eingeblendeten Visuals von Giovanna Bolliger, Grafikerin am Schauspielhaus Wien, geben dem Auge Halt genug. (Thomas Neuhold, 30.3.2017)