Konsumentenschützer empfehlen: Präparate gegen Verstopfungen, Durchfall oder Sodbrennen sollten nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

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Wien – Verdauungsbeschwerden sind lästig. Wer an Verstopfung, Durchfall oder Sodbrennen leidet, kann auf eine Vielzahl von rezeptfreien Medikamenten zurückgreifen. "Doch nicht alle Mittel sind gleichermaßen gut geeignet und können für die Behandlung empfohlen werden. Teilweise fehlt es an eindeutigen wissenschaftlichen Nachweisen für die Wirksamkeit, teilweise basieren die Präparate auf nicht sinnvollen Kombinationen verschiedener Wirkstoffe, die zudem das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöhen", hat ein Test des Vereins für Konsumenteninformation ergeben.

Eine Verstopfung äußert sich darin, dass es weniger als dreimal wöchentlich zur Darmentleerung kommt. Häufig betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Gegen Darmträgheit kann zunächst mit einfachen Mitteln reagiert werden. Dazu zählen: erhöhte Flüssigkeitsaufnahme, Umstellung auf ballaststoffreiche Ernährung, verstärkte Aufnahme von Quellstoffen wie Leinsamen, Weizenkleie, indischer Flohsamen, viel körperliche Bewegung und Vermeidung von Süßigkeiten.

Erst wenn das zu keinem Erfolg führt, könne ein kurzfristiger Einsatz von Abführmitteln in Erwägung gezogen werden, heißt es vonseiten des VKI. Die langfristige Einnahme von Abführmitteln ist nämlich problematisch, da sich der Darm daran gewöhnt und ohne medikamentöse Unterstützung zunehmend schlechter funktioniert. "Das führt oft dazu, dass die Dosierung immer mehr gesteigert werden muss, damit überhaupt noch Stuhlgang einsetzt. Abführmittel zählen deshalb zur Medikamentengruppe mit einem hohen Abhängigkeitspotenzial", warnen die Konsumentenschützer.

Behandlung von Durchfall

Durchfall hängt meistens mit der Ernährung – beispielsweise mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Nahrungsmittelvergiftungen – zusammen. Auch Infektionen sind eine häufige Ursache. Über 90 Prozent aller akuten Durchfälle verschwinden innerhalb weniger Tage von alleine wieder. "Ist die Konsistenz des Stuhls häufig oder länger als drei bis vier Tage hindurch zu flüssig, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Bei Kindern ist der Arztbesuch bereits notwendig, wenn der Durchfall einen ganzen Tag andauert", so der VKI.

Neben der Abklärung der Ursachen muss für einen Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes gesorgt werden. Notfalls eignen sich dafür auch leicht gesüßte Tees mit Salzgebäck. Elektrolytlösungen sind als Fertigprodukte im Handel erhältlich, können allerdings problemlos auch selber hergestellt werden. Die Trinkmenge sollte etwa 40 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb von 24 Stunden betragen. Eine 75 Kilogramm schwere Person benötigt also rund drei Liter pro Tag. "Die Einnahme von Medikamenten bei Durchfall ist nur dann sinnvoll, wenn der Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes in Verbindung mit einer Diät zu keiner Besserung führt", ergänzt Angela Tichy vom VKI.

Tipps gegen Sodbrennen

Sodbrennen entsteht durch das Aufsteigen von Magensaft oder Speisebrei in die Speiseröhre (Reflux). Dabei treten drückende und brennende Schmerzen hinter dem Brustbein auf. Gelegentlicher Reflux ist normal und harmlos. Halten die Beschwerden allerdings länger an, können oberflächliche Gewebsschädigungen oder Geschwüre in der Speiseröhre auftreten. Das kann zum sogenannten Barrett Syndrom führen, eine Vorstufe für Speiseröhrenkrebs.

Wer unter Sodbrennen leidet, sollte zunächst seine Ernährungsgewohnheiten – im Sinne von fett- und zuckerarmer Kost – umstellen. Für unter Reflux leidende Personen empfiehlt es sich, nachts mit höher gelagertem Oberkörper zu schlafen und kurz vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen. "Mit Medikamenten lassen sich Sodbrennen und die Symptome eines Reizmagens lindern. Die Ursachen können damit aber nicht beseitigt werden. Präparate zur Selbstmedikation sollten grundsätzlich nicht länger als zwei Wochen angewandt werden", betont die VKI-Expertin.

"Nicht alle in der Apotheke angebotenen Mittel gegen Verstopfung, Durchfall oder Sodbrennen sind wirklich nützlich. Aber auch bei den Präparaten, die wir als geeignet eingestuft haben, gilt grundsätzlich: Die Medikamente sind lediglich zur Symptombekämpfung geeignet, eventuell zugrunde liegende Krankheiten können damit nicht behandelt werden", ergänzt Tichy. Die Einnahme sollte deshalb immer nur kurzfristig erfolgen. "Treten die Symptome häufiger auf, ist eine ärztliche Abklärung der Ursachen unbedingt notwendig. Bei Kindern muss man besonders vorsichtig sein. Die meisten der genannten Medikamente sind für Kinder ungeeignet beziehungsweise problematisch. Sie sollten Kindern deshalb keinesfalls ohne ärztlichen Rat verabreicht werden", resümiert die Expertin. (red, 30.3.2017)