Herr Klemen in seinem Reich. Die Werkstatt liegt hinter dem Trainingsraum, der hinter der KAC-Kabine liegt. Wie viele Stunden er in dem Kammerl, in anderen Eishallen und im KAC-Bus verbracht hat, könnte er sich ausrechnen, wenn er wollte. Er will aber nicht.

Foto: privat

Klemen und seine vier Enkelsöhne.

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Klagenfurt/Wien – Beim KAC, das wissen außerhalb Kärntens nur wenige, wird nicht nur Eishockey, sondern auch Fußball gespielt, sogar um 14 Jahre länger, nämlich seit 1909. Mit jener des Klubs deckt sich, wenn man so will, die Geschichte von Karl Klemen. Der ewige Zeugwart des KAC, Abteilung Eishockey, ist ursprünglich vom Fußball gekommen. Ende der Sechziger hatte er in der KAC-Reserve gekickt, da wurde der Posten eines Zeugwarts frei, der sich damals noch um die Fußballer und die Eishackler zu kümmern hatte. Und Klemen sagte zu. Das war im Herbst 1969.

Vor einem Jahr hat "Carlito", wie ihn in Klagenfurt alle nennen, seinen 70. Geburtstag gefeiert. Es gab eine Überraschungsparty mit einigen Dutzend ehemaligen und aktuellen Cracks, und es gab am Rande eines Spiels eine offizielle Ehrung durch KAC-Präsident Dietmar Krenn. Klemen wurde von seinen vier Enkelsöhnen, klarerweise alle in Eishockeypanier, aufs Eis begleitet. Seit fast 48 Jahren also hat er das Zeugwart-Amt inne. Zuvor hatte er nicht nur Fußballspielen, sondern auch Tischler und Installateur gelernt, das traf sich nicht schlecht. "Du musst ein bisserl ein Bastler sein." Reparieren, schleifen, Material bestellen, einkaufen, das waren und sind seine Aufgaben. Bei jedem Training, bei jedem Spiel war und ist er dabei.

Keine Stunden rechnen

Sein Kammerl in der Klagenfurter Eishalle liegt hinter dem Trainingsraum, der hinter der KAC-Kabine liegt. Unzählige Trikots ehemaliger KAC-Stars hängen von der Decke. Wie viele Stunden er in dieser Werkstatt, in anderen österreichischen Eishallen und im KAC-Bus verbracht hat, könnte sich Klemen ausrechnen, wenn er wollte. Er will aber nicht.

Natürlich hat Karl Klemen auch selbst "bei kleineren Vereinen" Eishockey gespielt, er ist Kärntner. Ein paar Landestitel gingen sich aus, sein flottes Rückwärtsfahren brachte ihm den Spitznamen "Glüher" ein, als Urheber gilt Sepp Puschnig, der legendäre KAC-Stürmer. "Glüher" hielt bis Ende der 90er. Da bestritt der kanadische Verteidiger Darcy Martini, der es zuvor auf zwei NHL-Partien für Edmonton gebracht hatte, einige Saisonen beim KAC. Von Martini sind viele Strafminuten und der Spitzname "Carlito", den er dem KAC-Zeugwart verpasste, in Erinnerung geblieben. "Glüher" hatte ausgedient.

Bitte und Danke

Martini hatte vor wenigen Respekt, vor Klemen sehr wohl. "Natürlich hat er am Anfang 'Herr Klemen' zu mir gesagt wie alle anderen", sagt Klemen. "Auch 'Grüß Gott' und 'Bitte' und 'Danke' gehören dazu, sonst bist du ja gleich für alle der Schani. Disziplin muss sein." Carlito ist aber nur auf den ersten Blick streng, nach einer gewissen Zeit hat er den meisten das Duwort angeboten. "Meistens bei einer Feier, nicht selten bei einem Schnapserl." Oft war es eine Gaude, und Carlito ging nicht selten mit, wenn die Spieler um die Häuser zogen. "Das hat schon manchmal bis zwei gedauert, auch wenn am nächsten Tag ein Spiel war. das geht jetzt nimmer." Weder bei den Spielern noch bei ihm.

Klemen kann damit leben. "Ich muss mich sowieso bei meiner Frau Ingeborg bedanken. Die ist immer hinter mir und zu mir gestanden, obwohl ich während der Saison sehr viel unterwegs gewesen bin." Zum Glück habe Ingeborg als Leiterin eines städtischen Kindergartens "eine gute Hack'n und viel zu tun" gehabt. Seit drei Jahren ist sie in Pension, schön langsam wird es Zeit, dass auch Carlito ans Aufhören denkt. Er fasst ins Auge, "dass sich vielleicht fünfzig Saisonen ausgehen könnten". Zwei Jahre würden noch fehlen.

Zum 20. Titel, der für den KAC der 31. wäre, fehlen Klemen "nur" vier Siege. Er steht zum 31. Mal im Finale. Wenn er zurückdenkt, war "immer der letzte Titel der schönste". So glatt wie 2013, als sich der KAC gegen die Vienna Capitals mit 4:0 durchsetzen konnte, wird es bei der Neuauflage nicht werden, glaubt der ewige Zeugwart. "Diesmal wird die Serie ausgespielt." Das wären sieben Spiele, vier weitere Busfahrten nach Wien und retour. Doch Carlito zählt sowieso nicht mit. (Fritz Neumann, 30.3.2017)