Trügerische Idylle im Theater der Jugend, wo man eifrig dem Überschwang von Gefühl nachforscht. Von links: Felicitas Franz, Pascal Groß und Elisabeth Findeis (als Nelly).

Foto: Rita Newman

Wien – Alles führt hinab ins Grab. Der schräge Bühnenboden im Renaissancetheater lässt die Protagonisten direkt auf das Erdloch zusteuern und gibt damit zugleich einen düsteren Ausblick: Die Geschichte von Heathcliff (Luka Dimic) und Catherine (Felicitas Franz) wird tragisch enden, und Letztere wird sterben, ohne dessen Liebe bestätigt zu wissen. Auch Emily Brontë erlebte den Erfolg ihres Romans Wuthering Heights nicht mehr. Ihr unromantischer Blick auf alle Formen der Liebe – zu Partner, Kind oder Gott – empörte ihr zeitgenössisches Publikum. Thomas Birkmeir hat sich nun Brontës Text angenommen, seine nahe gehende Inszenierung gelangt im Theater der Jugend zur Uraufführung.

Das Kindermädchen Nelly (Elisabeth Findeis) und der gottesfürchtige Joseph (Florian Stohr) führen als Erzähler durch die Geschichte: Als Catherines und Hindleys (Pascal Groß) Vater von einer seiner Reisen einen Buben mit nach Hause bringt und ihm den Namen des verstorbenen Bruders Heathcliff gibt, entzweit dies das Geschwisterpaar völlig. Während Hindleys Hass wächst, schwören Catherine und Heathcliff einander ewige Abhängigkeit. Mit dem Tod des Vaters geht das Anwesen in den Besitz des Sohnes über, der seinen "Bruder" misshandelt. Catherine und Heathcliff beschließen zu fliehen, dabei wird sie verletzt und von den Nachbarn gesundgepflegt. Heathcliff sieht sie erst nach Wochen wieder. Als sie auch noch in die Heirat mit Edgar Linton (Jürgen Heigl) einwilligt, schwört Heathcliff ihr Rache.

Die Bühnenlandschaft (Vanessa Achilles-Broutin) wirkt karg, doch die Schräge hat es in sich. Eine drehbare Rundbühne in der Mitte verleiht dem Raum zusätzliche Ebenen. Ein fahrbarer Kronleuchter zeigt das Haus der Lintons an. Mehr ist gar nicht nötig, denn das beeindruckende Spiel der Darsteller füllt den Raum komplett aus. Mit starkem Körpereinsatz lässt vor allem Dimic Schweiß und Tränen fließen. Franz ist ihm eine würdige Partnerin. Eine Leinwand im Hintergrund verleiht stimmungsvoll Farbe, ehe sie die verstorbene Catherine in Heathcliffs Vorstellung auferstehen lässt. Das geht berührend nahe. Jubelnder Applaus. (Katharina Stöger, 30.3.2017)