Flüssigbiopsien ermöglichen die Behandlung und Überwachung von Krebserkrankungen durch den Nachweis zirkulierender Tumorzellen und tumorspezifischer Nukleinsäuren in Blutproben. Ihr rasant zunehmender Einsatz weckt den Bedarf an standardisierten Methoden und Workflows, um unzuverlässige oder sogar falsche Analyseergebnisse, wie zum Beispiel verzerrte Sequenzierdaten, zu vermeiden.

Das Cancer-ID Konsortium, das sich aus 36 Partnern aus 13 Ländern zusammensetzt, ist ein Projekt der europäischen Innovative Medicines Initiative (IMI), das im Rahmen seiner Arbeit an der beschleunigten Entwicklung besserer und sichererer Medikamente für Patienten auch klinische Studien zu Flüssigbiopsiemethoden durchführen wird.

"Personalisierte Medizin bietet lebensrettende genomische Erkenntnisse, und blutbasierte Biomarker haben das Potenzial, die Diagnose und Patientenüberwachung durch einen erheblich einfacheren Zugriff grundlegend zu verändern", sagt Markus Sprenger-Haussels, vom Probenvorbereitungs- und Testtechnologie-Unternehmen Qiagen, das dem Konsortium kürzlich beigetreten ist.

Moderne Krebstherapie

Klaus Pantel, Direktor des Instituts für Tumorbiologie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und wissenschaftlicher Koordinator des Konsortiums, erklärt: "Cancer-ID ist ein hervorragendes Beispiel für eine öffentlich-private Partnerschaft, die einen gemeinsamen Forschungsansatz zur Entwicklung neuartiger Konzepte für die moderne Krebstherapie ermöglicht. Das Konsortium bringt ein großes, erfahrenes Team von Experten aus der akademischen und klinischen Forschung, innovative kleine und mittelgroße Unternehmen sowie Unternehmen aus den Bereichen Diagnostik und Pharmazeutik zusammen. Somit geht es weit über die üblichen ‚One-on-One-Kooperationen‘ zwischen Industrie und akademischer Forschung hinaus."

Die Flüssigbiopsie ist ein vielversprechender Ansatz für eine Reihe von klinischen Applikationen, inklusive der Früherkennung von Krankheiten bei Patienten, bei denen eine chirurgische Biopsie nicht angebracht ist oder wenn wiederholte Tests zur Überwachung von Veränderungen der Erkrankung erforderlich sind.

Entnahme nicht standardisiert

Doch die Protokolle für die Anwendung von Flüssigbiopsien weichen aktuell stark voneinander ab, und auch die Entnahme blutbasierter Biomarker ist bislang noch nicht standardisiert. Doch Unterschiede bei den Techniken zur Probenverarbeitung können zu wesentlichen Veränderungen der Nukleinsäureprofile und genomischen Verzerrungen bei der anschließenden Sequenzierung führen.

Cancer-ID plant die Entwicklung von Standards für Flüssigbiopsie-Workflows bei Brust- und Lungenkrebs, die die Downstream-Anwendungen, zum Beispiel Analysen durch Next-Generation-Sequencing (NGS) und Polymerase-Kettenreaktion (PCR), verbessern sollen. Das Konsortium beteiligt sich außerdem an klinischen Studien zur Validierung des Einsatzes von Flüssigbiopsien bei der Ermittlung relevanter Biomarker für Krebs. (red, 31.3.2017)