1. Runde Sachen

Falls Sie künftig Bewegtbilder von der Champions League zeigen wollen, sollten Sie sich schön langsam beeilen. Am Montag endet die Frist für die Rechte in Österreich, Deutschland und der Schweiz ab 2018/19. Rechteinhaber ORF dementierte anderslautende Gerüchte und will nach Auskunft seines Sprechers bieten. ProSiebenSat1Puls4, derzeit mit der später gehandelten Europa League, will vielleicht bieten, jedenfalls aber weniger Geld, sagt Geschäftsführer Markus Breitenecker im STANDARD-Interview und verweist auf Geldbedarf zur Sanierung von ATV nach der Übernahme. Sport 1 wird gerade neu von ProSiebenSat1Puls4 in Österreich vermarktet, gehört aber nicht zur Gruppe.

Die Rechte für Großbritannien hat die Uefa schon vor den deutschsprachigen vergeben, und womöglich, sagen österreichische Fernsehmacher, weisen sie den Weg. Eher nicht finanziell: 1,4 Milliarden Euro zahlte der britische Telekomriese BT für drei Saisonen auf seiner Pay-Plattform. Dafür gibt es künftig im Free TV nicht einmal mehr – wie bisher auf ITV – aktuelle Zusammenfassungen. Sky bot mit, kam aber neuerlich nicht zum Zug. Dafür sicherte sich Rupert Murdochs Pay-Konzern zuvor die britische Premier League – für 4,9 Milliarden Euro.

Weniger Fußball im frei empfangbaren Fernsehen, damit rechnen einige in der Branche auch in Österreich (wenngleich doch etwas günstiger). Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer sagte zuletzt im STANDARD-Interview, ein Livespiel pro Runde im Free TV sei "kein Muss". Die Liga sucht Konkurrenten im Pay-TV, wo international Geld zu holen ist. Neben Sky könnte diese Hoffnung auf Telekoms und auf Diensten wie Dazn ruhen. Aber erst die CL, dann Bundesliga und Europa League. Die ÖSV-Skirechte, ein Muss für den ORF, müssten eigentlich auch in den nächsten Monaten ausgeschrieben werden.

Wieder mal für eine Überraschung gut, die Champions League – hier Mitte März, als der AS Monaco (Bild) Manchester City verabschiedete.
Foto: APA/AFP/VALERY HACHE

2. Sportliche Begegnungen

Sportlich geht es weiter, raus aus der Verlagsgruppe News. Freitag verabschiedete sich Rainer Fleckl, lange Sport-Aufdecker beim Kurier, dann im Red Bull Media House zugange und seit dem Neustart 2015 bei "News" vom Wochenmagazin. Ziel: vorerst ungenannt. Über die "Krone"-Sportressortleitung wurde in den vergangenen Monaten schon spekuliert, in dem Ressort passen aber Blattlinie und Aufdeckerei schwer zusammen – siehe etwa die große nationale Dreifaltigkeit ORF, "Krone" und ÖSV bei den Skirechten und ihrer Vermarktung.

Noch einer ist diese Woche aufgebrochen und will noch nicht sagen, wohin: Neos-Mediensprecher Niko Alm legte in der Priesterbluse sein Mandat im Parlament zurück. Manche tippen ja, Alm könnte als neuer Geschäftsführer bei ATV aufschlagen, nach der Übernahme durch ProSiebenSat1Puls4. Weitaus lieber wird Alm derzeit freilich gehandelt für Dietrich Mateschitz' Medienbotanisiertrommel. Mal für ein gemeinsames Medienprojekt mit Michael Fleischhacker, derzeit vor allem im Einsatz als Moderator von Mateschitz' "Talk im Hangar 7" im Mainstream-Mainstream gegen einen Medien-Mainstream.

Mal für eine Art Fact-Checking-Projekt von Mateschitz, etwa hier:

Wobei eine Anti-Fake-News-Plattform viel Charme hätte nach Alms Aussendung vor dem Rücktritt als Mediensprecher der Neos. RTR-Chef Alfred Grinschgl konnte sich ausnahmsweise eine belehrende Reaktion ebenfalls via OTS nicht verbeißen: Nein, die RTR habe keine Rechtsaufsicht über den ORF, wie behauptet. Grinschgl empfahl die Lektüre des KommAustria-Gesetzes.

Aber gerade ich sollte mich darüber besser nicht lustig machen: Ich habe, nur zum Beispiel, letztens mit den Rechten für die Champions League auch gleich jene für die Europa League ausgeschrieben – voreilig und damit falsch.

Aufdecker Fleckl würde sich bei einem Fact-Checking-Projekt wohl auch gut machen – aber im Red Bull Media House war er ja schon.

Auf welchen Job sich Roland Brunhofer inzwischen eingestellt hat, ist indes schon eine Weile klar, auch wenn nicht allen Beteiligten jene hartnäckige Zielstrebigkeit eignet, die das neue "News" in einem Porträt über den präsumptiven Channel Manager von ORF 2 wohl sehr zurecht zuschreibt. Angetan von dem Porträt zeigte sich jedenfalls auch ein ORF-Stiftungsrat, der schon länger nicht so richtig gut auf die ORF-Redakteure insgesamt und Armin Wolf im Besonderen zu sprechen ist.

Foto: Screenshot Facebook

ORF-Chef Alexander Wrabetz hat angekündigt, den Job im April auszuschreiben, und der hat ja dieses Wochenende seinen Lauf genommen. Da und dort sprach er freilich auch schon vom "zweiten Quartal", das doch noch etwas über den April hinausreicht. Und die munteren Neuwahlspekulationen für Herbst könnten Wrabetz selbst von diesen Dimensionen der Zielstrebigkeit – jedenfalls in Sachen Bestellung abbringen. Oder antreiben, je nach Druck aus der Politik.

Grobes Werkzeug in Griffweite, schon sichtlich viel Kleinholz gemacht: So inszeniert "News" (nur weit schöner als in diesem Doppelseitenausschnitt) Roland Brunhofer in der aktuellen Ausgabe.
Foto: Repro News Ricardo Herrgott

3. Pendlerschicksale

Wo wir schon beim Thema sind: Am Wochenende tagten und noch bis Dienstag tagen Österreichs Kaufzeitungsverleger inmitten von 200 Pistenkilometern, 120 Kilometern Loipen und 10 Kilometern Rodelbahnen auf 1500 Metern bei ihrer jährlichen Klausur, diesmal im Schlosshotel Fiss in Tirol, gleich ums Eck von Serfaus.

Medienminister Thomas Drozda hatte sich für Sonntag bei den Verlegern angekündigt, die ja nicht ganz einer Meinung

über Drozdas Pläne für eine neue Medienförderung sind.

Dienstag wird Drozda bei einem anderen Verein der Kommunikationsbranche über seine Werbeabgabepläne für internationale Plattformen wie Facebook und Google reden. Bei der IAA nämlich, im Hotel Bristol. Einst das Lieblingshotel von "Krone"-Herausgeber Hans Dichand für sehr persönliche Gespräche mit Politikern. Aber den Ort hat ja die International Advertising Association ausgesucht.

Zur VÖZ-Klausur der Verleger in Fiss schaffte es ÖVP-Mediensprecher Werner Amon, zunächst angekündigt, doch nicht. Als sich Drozda schließlich zum Ausflug nach Tirol entschied, hatte Amon schon für eine andere Bergtour zugesagt: Sonntagabend war der ÖVP-Generalsekretär "Im Zentrum" auf dem Küniglberg.

Schon für Samstagabend hatte sich bei den Verlegern ORF-Chef Alexander Wrabetz im Schlosshotel angekündigt. Thema laut Programm: "Digitale Aktivitäten des ORF". Das passt gut in diese Wochenschau. Dieser Tage dürfte der ORF die (weiteren) Stellungnahmen zu seinen Plänen für einen eigenen Youtube-Channel veröffentlichen – im Genehmigungsverfahren vor der Medienbehörde. Ich tippe: Wirtschaftskammer skeptisch, AK erfreut, VÖZ nicht entsetzt – der Privatsenderverband (VÖP) umso mehr, aber der hat seine Position ja schon am Freitag publiziert.

Auch an so gediegenen Orten wird Medienpolitik gemacht: Ins Schlosshotel Fiss im gleichnamigen Tiroler Ort lud die Moser Holding zur Klausur des Verlegerverbands – hier ein Bild von schlosshotel-fiss.com
Foto: Screenshot www.schlosshotel-fiss.com

Aber wer unter all diesen trefflichen Kandidaten – Alm, Amon, Brunhofer, Drozda, Fleckl, Fußball, Neuschitzer, Wrabetz etwa – ist nun der Mitarbeiter der Woche(nschau)? Keiner, und es ist auch nicht nur eine/r – sondern mehr als ein Dutzend, ja beinahe zwei:

4. Die womöglich größte Etat-Redaktion aller Zeiten

Wo bleiben die guten Nachrichten? Hier: Österreichs größter Onlinedienst für Medien und Werbung wird seine Redaktion diese Woche mehr als vervierfachen. Zu den Fantastischen Vier von derStandard.at/Etat – also Doris Priesching, Astrid Ebenführer, Oliver Mark und Sebastian Fellner – kommt noch mehr als ein Dutzend noch jüngerer Fachkräfte vom Institut für Journalismus und Medienmanagement an der FH Wien – präzise: der WKW.

Das neue Etat-Personal: Matthias Balmetzhofer, Philipp Bauer, Judith Brandstötter, Veronika Felder, Madeleine Gromann, Tobias Holub, Sothany Kim, Nicolas Kristen, Pia Miller-Aichholz, Philipp Pinterits, Daniela Prugger, Simon Seher, Ornella Luna Wächter und Chiara Winkler.

Die Damen und Herren darf ich diese Woche nach Perugia begleiten, zum diesjährigen Journalism Festival. Ich sage nur: Hunderte Podiumsdiskussionen, Präsentationen, Workshops ... in fünf Tagen, 600 Speaker aus 44 Nationen. Die 14 Kolleginnen und Kollegen berichten für derStandard.at/Etat über eine Auswahl der Panels in Wort und Bild und einem Forum+ (kennen Sie von unserem Mitredeformat für Diskussionssendungen). Und ich versuche, sie dabei als mobiler Redaktionsassistent nicht allzu grob zu behindern.

Bild nicht mehr verfügbar.

Perugia bei Nacht – wenn ich wohl die Texte für den nächsten Morgen ins Redaktionssystem von derStandard.at manövriere.
Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

Die eine oder der andere nicht immer für /Etat tätige STANDARD-Kapazunder wird zudem im Journalism-Festival-Schwerpunkt auf derStandard.at/Etat erhofft. Beim Festival erwartet werden jedenfalls nach meinem Wissensstand: Lisa Stadler alias @lisapetete, Gerald Gartner, Florian Stambula, Christa Minkin und Andreas Sator.

Die schlechte Nachricht für die Fanta 4 von /Etat: Sie müssen in Wien den /Etat schupfen. Mit Medienminister Drozda im Bristol, mit den Stellungnahmen zum ORF-Youtubekanal, mit der Medienförderung und vielleicht der einen oder anderen Jobausschreibung zum Beispiel. Und die zweite schlechte Nachricht: Die viermal größere /Etat-Redaktion gibt's vorerst leider nur diese Woche.

Doch die gute Nachricht haust auch in diesen nicht ganz so guten. Nämlich: Ich störe eine Woche nicht mit meinem doch etwas schwatzhaften Wesen diese an sich recht ruhig, aber ungemein schnell, klug und produktiv arbeitende Redaktion. Höchstens per Mail. Und womöglich mit gelegentlichen Hilferufen aus Umbrien. (Harald Fidler, 3.4.2017)