Die Caps-Spieler Andreas Nödl (li), Taylor Vause, Rafael Rotter (re) und Co. fahren mit einer 1:0-Führung im Gepäck zu Spiel zwei nach Klagenfurt.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Die Kärntner hatten in Wien nicht viel zu bestellen, scheiterten auch immer wieder am herausragend agierenden Caps-Keeper Jean Philippe Lamoureux.

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Wien-Kagran – "Oh, wie ist das schön. Oh, wie ist das schön. So was hat man lange nicht gesehn. So schön, so schön", skandierten die Fans der Vienna Capitals am Freitag schon Minuten vor dem Ende des ersten Finalspiels in der EBEL-Eishockeyliga gegen den Klagenfurter AC. Auch an Standing Ovations mangelte es spätestens nach dem entscheidenden Treffer von Jerry Pollastrone zum 4:1-Sieg der Wiener nicht. Denn dieses Goal hatte es in sich. Mit einer eleganten Drehung um die eigene Achse entledigte sich der US-Amerikaner cool und abgebrüht seines Bewachers um mit einem geradezu schlitzohrigen und unerwarteten Backhander KAC-Goalie David Madlener zum Statisten zu degradieren.

Dabei begann die Partie in der mit knapp über 7.000 Zuschauern ausverkauften Albert-Schultzhalle auch nicht gerade laff. Die Caps rissen die mehrheitlich in Gelb gekleideten Fans bereits binnen Sekunden nach der Startsirene von den Sitzen, als sie mit einem fulminanten Offensivfeuerwerk loslegten, dem die Klagenfurter lange nur wenig entgegenzusetzen hatten.

Zehnter Play-off-Treffer von MVP Holzapfel

Der erste Treffer für die Hausherren in Minute sieben war praktisch die logische Konsequenz der unbändigen Bemühungen. Taylor Vause versenkte die Scheibe nach Vorarbeit von Andreas Nödl. Danach sorgten weiter vor allem die Wiener für hohes Tempo und Gefahr vor dem Gehäuse, hatten aber auch Glück, als ein Kracher von Thomas Hundertpfund in der 12. Minute nur an die Stange klatschte. In der über weite Strecken sehr diszipliniert geführten Partie dauerte es bis zur 17. Minute, bis die erste Strafe angezeigt wurde. Im folgenden Powerplay scheiterte MVP Riley Holzapfel nach einem Zuckerpass von Rafael Rotter zunächst noch aus spitzem Winkel an Madlener, 38 Sekunden vor dem Drittelende lenkte der Kanadier den Puck aber nach einem Distanzhammer von Aaron Brocklehurst zum 2:0 in die Maschen und erzielte damit seinen bereits zehnten Play-off-Treffer.

Die ersten 20 Minuten gefielen natürlich auch Caps-Coach Serge Aubin: "Wir haben ein exzellentes erstes Drittel hingelegt. Wir sind gute geskatet, haben eine geschlossene Leistung gezeigt. Das erste Tor war sehr wichtig. Wir waren defensiv sehr gut und haben den Puck erfolgreich von unserem Gehäuse ferngehalten."

Klagenfurter Hoffnung

Auch im zweiten Drittel waren die Gastgeber tonangebend, wirkten spritziger, schienen die Klagenfurter in einem weiteren Powerplay gleich zu Beginn förmlich zu erdrücken. Die Rotjacken stemmten sich dagegen, überstanden die Unterzahl aber ohne weiteren Gegentreffer. Die Caps aber ließen nicht locker, beschäftigten die KAC-Akteure mit energischem Forechecking und verhinderten somit einen geordneten Spielaufbau der Klagenfurter, die aber plötzlich doch ins Spiel fanden, als Stefan Geier im ersten Powerplay für den KAC auf 1:2 (31.) verkürzte. Der zuvor glänzend agierende Caps-Goalie Jean Philippe Lamoureux hatte diesmal keinen Auftrag. Unbeeindruckt davon setzten die Wiener ihren Sturmlauf fort, Taylor Vause (32.) ließ zunächst noch eine dicke Chance aus, bei einer 4:3-Überzahl aber klingelte es erneut, als ein Brocklehurst-Schlagschuss (37.) ungebremst zum 3:1 ins Netz donnerte.

Von nun an, zogen sich die Caps etwas zurück, die Klagenfurter überstanden ein weiteres Powerplay der Wiener unbeschadet, nahmen im an Höhepunkten eher armen Schlussabschnitt mehr Risiko, wurden aber nicht belohnt. Schließlich zog Pollastrone mit seinem Traumtor den Rotjacken den letzten Nerv.

Klagenfurter Analyse

KAC-Coach Mike Pellegrims wirkte nach der Partie halbwegs angespeist, kommentierte die Niederlage mit wenigen Worten: "Jedes Spiel hat seine eigene Geschichte, wir müssen es analysieren und am Sonntag besser machen." Geistige Müdigkeit wollte er bei seinen Eisarbeitern nicht ausmachen.

KAC-Center Thomas Koch zeigte sich von der Dominanz der Wiener nicht wirklich überrascht. "Wir haben gewusst, dass wir die Herausforderer sind. Die Wiener hatten eine super Saison, es war keine Überraschung, dass sie so klar ins Finale kommen."

Wiener Demut

Aubin war von der Atmosphäre in der Halle beeindruckt. "Die Stimmung war unglaublich. Es ist schön, wenn du die Euphorie in der Stadt mitbekommst. Unsere Fans sind eine große Unterstützung."

Der Schwung soll nun nach Kärnten mitgenommen werden. "Wir werden sehen, was sich der KAC einfallen lässt. Aber im Endeffekt müssen wir auf uns schauen. Es ist noch immer ein langer Weg", so Aubin. Verteidiger Aaron Brocklehurst versprach, dass man dagegen halten will. "Wir führen zwar mit 1:0, aber dadurch haben wir noch keinen Vorteil." Dann ließ er die obligatorische Play-off-Aussage: "Wir denken von Spiel zu Spiel" folgen.

Bereits am Sonntag (17 Uhr, live auf ServusTV, Sky und im Standard-Ticker) steht Spiel zwei der best-of-seven-Finalserie in der Klagenfurter Messehalle auf dem Programm. Aubin hat schon "eine genaue Vorstellung wie wir auftreten werden." Viel ändern will er nicht. Gewiss sei: "Defense wins Championships", so Aubin. (Thomas Hirner, 1.4.2017)