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Bob Dylan, Nobelpreisträger: Jetzt aber wirklich.

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Am Samstag bekam Bob Dylan die Preisurkunde und die Nobel-Medaille überreicht.

Foto: Karl Gedlicka

Stockholm – Mit mehr als drei Monaten Verspätung hat Bob Dylan seinen Literaturnobelpreis entgegengenommen. Bei einem Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit habe die Schwedische Akademie dem US-Musiker vor seinem Konzert in Stockholm am Samstag die Preisurkunde und die Nobel-Medaille überreicht, sagte Akademie-Mitglied Horace Engdahl am Abend dem Sender SVT.

Nobel Prize

An der "privaten Feier" nahmen demnach zwölf Mitglieder des Auswahlgremiums für die Vergabe des Literaturnobelpreises teil. Im Anschluss an die Übergabe berichtete die ständige Sekretärin der Akademie, Sara Danius, alle Anwesenden seien "in bester Stimmung" gewesen und hätten Champagner getrunken. Sie hätten außerdem "ziemlich viel Zeit" damit verbracht, sich die Nobelpreis-Medaille genauer anzuschauen – vor allem die "wunderschön gearbeitete Rückseite", auf der ein junger Mann unter einem Lorbeerbaum einer Muse lauscht.

Auf Musik konzentriert

Danach besuchten Danius und Co. "Dylans außergewöhnliche Performance", wie die Chefin der Akademie in ihrem Blog schreibt. Dort hatte sie sich tags zuvor als Fan geoutet, indem sie ein Bild von sich postete: Auf dem Foto strahlt Danius im T-Shirt mit Dylan-Konterfei und der Aufschrift "Literatur 2016". Dylan selbst fokussierte sich in gewohnter Manier auch bei seinem Stockholmer Konzert ganz auf die Musik.

Das ganze Konzert über schwieg der Nobelpreisträger über seine Auszeichnung und brachte neben älteren Songs wie "Don't Think Twice, It's All Right" auch Überraschungen wie "Standing in the Doorway". Von seinem am Freitag veröffentlichten dritten Ausflug in die Welt des Great American Songbook, "Triplicate", brachte er nur einen Song, "I Could Have Told You", den er schon im vergangenen Jahr wiederholt live gespielt hatte. Vom Publikum verabschiedete sich Dylan mit dem Song "Why Try To Change Me Now" ("Warum jetzt versuchen, mich zu ändern") von 1952.

Langes Schweigen

Dylan war am 13. Oktober als erstem Musiker überhaupt der Nobelpreis für Literatur zugesprochen worden. Tagelang reagierte der 75-Jährige nicht öffentlich, was für Befremden gesorgt hatte. Erst zwei Wochen später kündigte er an, er nehme die Ehre selbstverständlich an und wolle "falls möglich" auch zur Preisverleihung am 10. Dezember nach Schweden kommen. Im November sagte er dann aber wegen "anderweitiger Verpflichtungen" ab. Er schickte stattdessen eine Dankesrede, die von der US-Botschafterin in Stockholm, Azita Raji, verlesen wurde. Patti Smith trat mit dem Dylan-Song "A Hard Rain's A-Gonna Fall" auf.

Was nun noch aussteht, ist die traditionellen Nobelpreis-Rede, damit Dylan das Preisgeld in Höhe von acht Millionen Kronen (840.000 Euro) für sich reklamieren kann. Bei der Gestaltung seines Auftritts hat er dabei relativ freie Hand: Er kann eine kurze Rede halten, ein Lied singen oder sich per Videoschaltung zu Wort melden und hat dafür noch bis 10. Juni Zeit. Die Akademie habe "guten Grund" anzunehmen, dass eine "aufgenommene Version" zu einem späteren Zeitpunkt versandt werde, zeigte sich Danius zuversichtlich. (APA, red, 2.4.2017)