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Italienische Politikerinnen fordern die Möglichkeit, bei Regelschmerzen frei nehmen zu können.

Foto: AP/Alastair Grant

Die Forderung nach Extra-Urlaubstagen für die Zeit der Menstruation ist nicht neu. So forderte 2014 der Londoner Reproduktionsmediziner und Gynäkologe Gedis Grudzinskas ein bis drei zusätzliche freie Tage für Frauen, die unter Regelschmerzen leiden. Diese Idee haben nun in Italien vier Parlamentarierinnen der Demokratischen Partei (PD) aufgegriffen. Sie haben einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der Unternehmen zu bis zu drei Tagen Menstruationsurlaub pro Monat verpflichten würde – ohne Gehaltskürzungen. Frauen, die einen solchen Urlaub beantragen, müssten anhand eines ärztlichen Attests belegen, dass sie unter starken Regelbeschwerden leiden. Über diesen Vorschlag wird nun in der Arbeitskommission der Abgeordnetenkammer diskutiert.

Die Politikerinnen sprechen von 60 bis 90 Prozent von Regelbeschwerden betroffenen Frauen, was zu einer Abwesenheitsrate von fünf bis 15 Prozent führen würde.

Regelungen zur Regel gibt es bereits

Die Abgeordneten Romina Mura, Daniela Sbrollini, Maria Iacono und Simonetta Rubinato begründen ihren Vorschlag mit einer nötigen besseren Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt. In Italien sind die Differenzen entlang von Geschlecht bei der Beschäftigungsquote relativ hoch: Wie in Griechenland und Tschechien liegt diese Differenz zwischen 16 bis 18 Prozent. Laut den aktuellsten Daten von Eurostat hat Italien nach Griechenland die zweitniedrigste Beschäftigungsquote von Frauen in Europa (2014 waren 59,9 Prozent der 20- bis 64-jährigen Frauen in Italien erwerbstätig).

Sollte das Gesetz tatsächlich beschlossen werden, wäre Italien das erste westliche Land mit einem derartigen Zusatzurlaub. In Asien hingegen gibt es bereits ähnliche Regelungen: Seit 1947 dürfen sich in Japan Frauen einen Tag pro Monat freinehmen, ein Jahr später führte Indonesien einen zweitägigen Menstruationsurlaub ein. Und in Taiwan können Frauen seit 2013 Frauen drei Tage wegen Regelbeschwerden der Arbeit fernbleiben.

Menstruationsurlaub wird wenig genutzt

KritikerInnen des Menstruationsurlaubs weisen anhand von Beispielen aus Asien darauf hin, dass eine solche Regelung kein probates Mittel für die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt sei, sondern im Gegenteil die Einstellungspolitik negativ beeinflussen könnte. In Asien würden zudem diese Urlaube aus Angst vor Jobverlust ohnehin wenig genutzt werden. Kritisiert wird auch, dass die Arbeitsfähigkeit von Frauen mit Verweis auf ihren Körper infrage gestellt werde.

Die Genderforscherin Alice J. Dan schreibt in dem Journal "Health Care for Women International" über die Hintergründe und Anfänge des "Menstruationsurlaubs", dass etwa ab 1920 viele Arbeiterinnen unter sehr schwierigen Arbeitsbedingungen litten. Fehlende sanitäre Einrichtungen waren für Fabrikarbeiterinnen sowie Frauen, die etwa im Transportwesen beschäftigt waren, ein großes Problem. Sie waren die Ersten, für die Gewerkschaften freie Tage während der Menstruation forderten. (red, 3.4.2017)