Zu sehen im Rahmen der Ausstellung: Anna Riccabona auf einer Fotografie um 1914.

Foto: Vorarlberg-Museum

Bregenz – Wer schon immer einmal im Walzerschritt an Stellwänden entlangkurven wollte, hat im Vorarlberg-Museum die Gelegenheit dazu: In der Theaterproduktion Der Fall Riccabona zur gleichnamigen Ausstellung nimmt das Teatro Caprile sein Publikum an die Hand.

Als Rahmen des Stücks, das die Räume und Gänge auf allen vier Stockwerken des Museums bespielt, dient ein fiktiver Lokalaugenschein: Gegenstand der Strafsache ist der Titelheld des einzigen zu Lebzeiten veröffentlichten Buchs von Max Riccabona (1915-1997). Die Dramatisierung der Prosa und die überzeichnete Präsentation – mit lila Wollmützen auf den beiden Gendarmenschädeln (Andreas Kosek und Georg Kreuzbauer) – funktioniert bestens.

Einen ganz anderen Ton finden Regie (Andreas Kosek) und Darsteller für jene Szenen, die sich von der Vorlage wegbewegen und am historischen Dokument orientieren – ein Zugang, der bereits andere Produktionen des Teatro Caprile bestimmte. Im Fokus der Betrachtung stehen zwei Generationen einer Familie, deren zunächst prächtig verlaufende Biografien durch das NS-Regime gewaltig und folgenschwer fremdbestimmt wurden.

Eiltempo und Ausführlichkeit

Erkennbar gründlich studierten die Schauspieler den Kosmos der Riccabonas und Perhefters, samt ihrer – von unterschiedlichen Interessen geleiteten – Selbstinszenierungen.

Manchmal geht es jedoch auch im Eiltempo voran: Bombenalarm! Katharina Grabher packt eine Zuschauerin am Arm, zieht sie mit sich – davon angetrieben folgt man durch die Gänge –, und schon wird die Marseillaise gepfiffen. Anderes wird ausführlich dargelegt, etwa die tendenziöse Berichterstattung anlässlich des Bergunfalls von Max Perlhefter 1923. Eine Sonderrolle hat Ruth Grabher inne: Die auch in ihrer Mimik ausdrucksstarke Tänzerin sorgt für jene Momente, in denen sich Ausgelassenheit und Übermut der weiblichen Familienmitglieder anmutig, gelegentlich auch trotzig spiegeln. (Petra Nachbaur, 3.4.2017)