Wien – An der Universität für Bodenkultur (Boku) gibt es erhebliche Turbulenzen rund um die Rektorswahl. Diese hätte am vergangenen Sonntag stattfinden sollen, musste aber laut STANDARD-Infos auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Denn der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKGL) hat gegen den Wahlvorschlag des Senats Beschwerde eingelegt. Nun muss die Schiedskommission binnen 14 Tagen entscheiden, ob sie den Einspruch annimmt oder als unbegründet zurückweist.

Ungereihter Dreiervorschlag

Auf dem Vorschlag – laut Unigesetz ist er ungereiht – stehen drei Namen plus eine qualitative Beschreibung der jeweiligen Person. Ginge es nach der entscheidenden Abstimmung im Senat, wäre auf Platz eins der bisherige Vizerektor für Forschung, Josef Glößl. Ihn unterstützten 14 der 18 stimmberechtigten Senatsmitglieder. Auf die Zweitplatzierte Veronika Somoza, bisher Vizedekanin der Fakultät für Chemie der Uni Wien, entfielen 13 Stimmen. Auf Platz drei kam mit zehn Stimmen Hubert Hasenauer, Leiter des Instituts für Waldbau und bis Ende 2016 selbst Senatsvorsitzender an der Boku.

Divergierendes Meinungsbild

Dieses Bild wird aber in der an den Unirat übermittelten Begründung durch die Senatsvorsitzenden offenbar nicht entsprechend vermittelt, deutet eine dem STANDARD vorliegende E-Mail von Mitgliedern des Senats (Studierende, Mittelbau, allgemeines Personal, keine Professoren) an die Uniratsmitglieder, die den Rektor wählen, an. Sie sehen darin "deutliche inhaltliche Divergenzen/Differenzen zum bestehenden Meinungsbild der genannten Kurien".

Sie wollen, der Verschwiegenheit verpflichtet, jedoch auch "nicht mundtot gemacht werden und ein offizielles, inhaltlich nicht der Sitzung entsprechendes Schreiben kommentarlos hinnehmen, wenn dieses von einer mehrheitlichen Wahrnehmung der tatsächlichen Situation deutlich abweicht." Es folgt dann noch ein Hinweis auf das "ausgewogene, von einer deutlichen Mehrheit getragene Ergebnis" im Senat.

Kritik an Naheverhältnis

Hintergrund für dieses Schreiben – und wohl auch den Einspruch des AKGL (wie der STANDARD erfuhr, geht es nicht um Benachteiligung der einzigen Frau im Dreiervorschlag) – dürfte die Gemengelage um den vom Senat drittgereihten Kandidaten sein. Laut Insidern sehen Beteiligte ein gewisses Naheverhältnis Hasenauers, der Kassier der Akademikergruppe des niederösterreichischen Bauernbunds ist, zu zwei Uniräten: Martin Hauer ist Generalsekretär der Raiffeisen-Holding und Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, Claudia Lingner Geschäftsführerin der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, deren Präsident Josef Pröll leitet den Mischkonzern Leipnik-Lundenburger – Haupteigentümer Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien. (Lisa Nimmervoll, 3.4.2017)