Die Ermittlungen nach dem Anschlag auf die U-Bahn von St. Petersburg dauern an.

Foto: AFP PHOTO / Olga MALTSEVA

St. Petersburg / Bischkek – Für den Bombenanschlag auf die St. Petersburger U-Bahn ist Ermittlern zufolge vermutlich ein Russe kirgisischer Herkunft verantwortlich. Bei dem Verdächtigen handele sich um einen 1995 in der Stadt Osch geborenen Mann, erklärte der Geheimdienst der überwiegend muslimischen Ex-Sowjetrepublik am Dienstag.

Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, der Täter habe Verbindungen zu radikalen Islamisten. Offiziell gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Die Behörden gehen aber von einem terroristischen Hintergrund aus. Außenminister Sergej Lawrow forderte eine verstärkte internationale Zusammenarbeit gegen den Terrorismus.

14 Todesopfer

Die Zahl der Toten ist inzwischen nach offiziellen Angaben auf 14 gestiegen. Wie die russische Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa am Dienstag mitteilte, starben elf Menschen direkt am Anschlagsort. Drei weitere Menschen seien in Rettungswagen oder in Krankenhäusern ihren schweren Verletzungen erlegen. 49 Verletzte seien demnach noch im Krankenhaus.

Nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB ereignete sich die Explosion gegen 14.40 Uhr in einer Garnitur, die zwischen den Stationen Sennaja Ploschtschad und Technologisches Institut im Stadtzentrum unterwegs war.

Weiterer Sprengsatz in U-Bahn-Station entschärft

Kurz darauf wurde in der U-Bahn-Station am Wosstanija-Platz in der Innenstadt ein selbstgebauter Sprengsatz "gefunden und rechtzeitig entschärft", teilten die russischen Anti-Terror-Behörden mit. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

Präsident Wladimir Putin, der sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Nähe von St. Petersburg aufhielt, erklärte am Montag, die Ermittlungen würden in alle Richtungen geführt. Als Ursache kämen "ein Unfall, ein Verbrechen und vor allem Terrorismus" infrage. Die Justiz eröffnete Ermittlungen nach Paragraf 205 des russischen Strafgesetzbuchs, der die Strafbarkeit von Terroranschlägen regelt.

Mögliche Verbindung zu Putin-Besuch

Der Kreml schließt nicht aus, dass der Bombenanschlag auf den Besuch von Präsident Wladimir Putin zielen sollte. "Allein die Tatsache, dass der Terroranschlag verübt wurde, während das Staatsoberhaupt in der Stadt war, zwingt zum Nachdenken", sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. "Das ist Stoff für eine Analyse der Geheimdienste."

Es gebe aber keinen Anlass für personelle Konsequenzen in den Sicherheitsbehörden, sagte Peskow der Agentur Interfax zufolge. Das sei so kurz nach dem Bombenanschlag auch nicht sinnvoll. (red, APA, 4.4.2017)