Zum Pflichtprogramm gehört aus Sicht von Neos-Chef Matthias Strolz, dass Schüler stärker als bisher in regionalen Unternehmen praktische Einblicke in die Arbeitswelt erhalten.

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Wien – Die Vermittlung von Wirtschaftswissen und unternehmerischer Bildung findet laut Neos-Bildungssprecher Matthias Strolz an Österreichs Schulen derzeit de facto nicht statt. Er fordert, dass künftig jeder Schüler in der Pflichtschulzeit Wirtschaftskompetenz erwerben muss.

Derzeit könnten Schüler nach acht Jahren Schule nicht sagen, worauf sie bei einem Miet-, Kredit- oder Handyvertrag achten müssen. "Diese jungen Menschen sind auf diese Fragestellungen nicht vorbereitet, weil es schlicht unterbelichtet ist", kritisierte Strolz am Dienstag. Das belege etwa auch eine aktuelle Studie des Instituts für Wirtschaftspädagogik der Wirtschaftsuni Wien: Demnach glaubt fast die Hälfte, dass der Staat die Höhe der Gehälter festlegt und vier von zehn Schülern glauben, dass der Staat auch die Preise von Produkten und Dienstleistungen bestimmt.

"Unternehmergeist" verankern

Die Neos fordern als Gegenmaßnahme die Einführung der 2011 auch von SPÖ und ÖVP angedachten, jedoch nie realisierten "Mittleren Reife", in der die verpflichtenden Lernziele zum Ende der Pflichtschulzeit fixiert werden sollen, samt neuem Fächerkanon. In diesem soll auch Wirtschaftskompetenz mit einem Schwerpunkt auf "Unternehmergeist" verankert werden.

Pflichtprogramm sollte aus Strolz' Sicht außerdem sein, dass Schüler stärker als bisher in regionalen Unternehmen praktische Einblicke in die Arbeitswelt erhalten. Ersatzlos gestrichen gehört laut Strolz hingegen die Approbation von Schulbüchern, "es gibt ja auch keinen Index mehr". Seine Begründung: Die Prüfung durch das Bildungsministerium, ob ein Buch dem Lehrplan entspricht, dauere derzeit bis zu zwei Jahre. Die Schulbücher seien dadurch bei Erscheinen teils schon veraltet, aber dennoch nicht fehler- und ideologiefrei. Künftig sollen deshalb die Fachlehrer selbst entscheiden, welche Bücher für ihren Unterricht geeignet sind.

"Verzerrtes Bild"

Geht es nach den Neos, soll Wien zum Vorreiter in Sachen unternehmerische Bildung werden. Derzeit gebe es in der Hauptstadt ein klares Manko bei den basalen Wirtschaftskompetenzen und eine komplette Überschuldung bei Jugendlichen. "Das ist eine soziale Frage, das ist eine Sicherheitsfrage, das ist eine Frage des sozialen Zusammenhalts, eine Integrationsfrage und letztlich ist es auch eine Standortfrage", sagte die Wiener Klubvorsitzende Beate Meinl-Reisinger. Als erster Schritt soll eine Weiterbildungsoffensive das "verzerrte Bild der Wirtschaft" der Lehrer korrigieren. Außerdem gebe es schon jetzt etwa mit "3coins" der österreichischen Nationalbank Beispiele dafür, wie Wirtschaftswissen sehr niederschwellig an Schulen vermittelt werden kann. Diese müssten nun in eine Gesamtstrategie eingebettet werden. (APA, 4.4.2017)