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Extreme Wetterereignisse wirken sich negativ auf die Gesundheit aus – was durch den Klimawandel zusätzlich verstärkt wird.

Foto: AP / dpa / Julian Stratenschulte

Wien – Hitzewellen, Überschwemmungen und schlechte Nachrichten für Pollenallergiker: Welche Folgen der Klimawandel in den Bereichen Gesundheit und Demografie für Österreich hat, will das Austrian Panel on Climate Change (APCC) bis 2018 in einem Bericht ausarbeiten. Die wissenschaftliche Einschätzung der Lage soll die Grundlage für ein mögliches positives Zusammenwirken von Klimaschutz und Gesundheitsförderung bilden. Zum Start des Projekts, das über den Klimafonds vom Verkehrs- und Landwirtschaftsministerium gefördert wird, wurde vergangene Woche in Wien über den Zusammenhang von Gesundheit, Demografie und Klimawandel diskutiert.

Anstieg der Sterblichkeit

Bereits jetzt hat das Wetter direkte Auswirkungen auf die Gesundheit, etwa bei extremen Temperaturen oder heftigen Niederschlägen. "Wenn die Temperatur über einen optimalen Wert steigt, steigt auch die Sterberate", sagt Hanns Moshammer vom Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien. Auch während Kälteperioden sei ein Anstieg der Sterblichkeit zu beobachten, allerdings oft zeitlich verzögert. Mit dem Klimawandel werden Entgleisungen des Wetters häufiger und intensiver und damit auch deren gesundheitliche Auswirkungen. "Ein Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) geht davon aus, dass maximale Temperaturen, die Ende des 20. Jahrhunderts etwa alle 20 Jahre aufgetreten sind, bis Mitte dieses Jahrhunderts deutlich häufiger werden", sagt Willi Haas vom Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt. Auch in Österreich ist damit zu rechnen, dass Hitzewellen und die damit verbundenen Todesfälle weiter zunehmen.

Allerdings haben nicht nur akute Wetterlagen Einfluss auf das gesundheitliche Befinden der Bevölkerung. Der Klimawandel zieht auch chronische Veränderungen nach sich, denn mit dem Klima ändern sich Ökosysteme. "Dadurch werden neue Krankheitsüberträger und Allergene Thema", sagt Moshammer.

Gewisse Gelsen und Pflanzen würden klimabedingt Gebiete erobern, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Mit einer stärkeren Sonneneinstrahlung kommt es zudem vermehrt zur Bildung von Ozon, das zu Reizungen der Atemwege führen kann.

Anpassung an das Klima

"Der Klimawandel wirkt direkt oder indirekt auf die Gesundheit – wie stark, hängt davon ab, wen es trifft", sagt Haas. Unter den intensiveren Hundstagen leidet besonders der ältere Teil der Bevölkerung. Ein demografischer Wandel zu einer älteren Gesellschaft bedeutet also, dass immer mehr Menschen für die direkten Gesundheitsfolgen des Klimawandels anfällig werden. Die Effekte des Klimawandels auf die Gesundheit genau zu prognostizieren, sei jedoch schwierig. Nicht nur müssen unterschiedliche Modelle der Klimaänderung herangezogen werden, die Bevölkerung ist außerdem in der Lage, sich bis zu einem gewissen Grad an neue klimatische Bedingungen anzupassen. Menschen in den Tropen hätten beispielsweise einen anderen Stoffwechsel, aber auch andere Lebensweisen als Menschen in unseren Breiten, um mit den klimatischen Bedingungen zurechtzukommen. "Allerdings sind wir mit einem sehr raschen Klimawandel konfrontiert", sagt Moshammer. Ob wir uns so schnell anpassen können, sei unklar.

Maßnahmen für den Klimaschutz oder notwendige Anpassungen an den Klimawandel sind jedoch "nicht nur Leid und Schreck, sondern können zu positiven Veränderungen für die Gesundheit genützt werden", sagt Moshammer. Auf das Autofahren zu verzichten und stattdessen öfter zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, nützt nicht nur dem Klima, sondern ist zudem ein persönlicher Gewinn für die Gesundheit. Auch eine Reduktion des Fleischkonsums, der hohe Treibhausgasemissionen verursacht, würde sich gesundheitlich positiv auswirken. (Winnie Wendelin, 7.4.2017)