Es wäre völlig ungerecht zu behaupten, dass sich in Österreich am Verhältnis zwischen Bürger und Behörde nichts geändert hätte. Aus düsteren Ämtern sind helle Servicebetriebe geworden, aus gestrengen Beamten freundliche Dienstleister, deren einziges Bestreben es ist, dir, Staatsbürgerlein, weiterzuhelfen. Oder?

Im Ernst, bei sich zuletzt zufällig ballenden Kontakten mit unterschiedlichen Stellen der öffentlichen Verwaltung konnte die Betroffene feststellen: Alle sind freundlich. Sicher, irgendwo wird schon ein Ekel herumsitzen, das gerne Leut' sekkiert, aber mir ist er oder sie eben nicht untergekommen.

Warum wird man trotzdem nicht glücklich, wenn man mit dem zu tun hat, was früher Obrigkeit genannt wurde? Was ist es, das aus einem mündigen Menschen einen der Hilfe bedürftigen Bittsteller macht? Na ja, es genügt eben nicht, in einem System nur das Personal auszutauschen. System bleibt System: in unserem Fall ein Untertanenstaat mit starkem byzantinischem Extrakt. Die Vorschriften sind ebenso streng wie undurchschaubar.

Und der technologische Fortschritt scheint den Byzantinismus nicht etwa zu transzendieren, sondern zu zementieren. Auf dem modernen Amtsweg durch eines der öffentlichen Internetportale geht es oft direkt ins Labyrinth: Und dann braucht es einen netten Beamten, äh, Vertragsbediensteten, der einen via Telefon wieder herausholt. (Gudrun Harrer, 4.4.2017)