In einer U-Bahn-Station in Seoul zeigt eine Nachrichtensendung einen Beitrag über den nordkoreanischen Raketenstart.

Foto: AFP / JUNG Yeon-Je

Seoul – Die gespannte Situation auf der Koreanischen Halbinsel verschärft sich abermals. Einen Tag vor einem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping – Nordkoreas wichtigstem Verbündetem – hat das Kim-Regime eine Rakete in Richtung des mit den USA verbündeten Japan abgefeuert.

Nach 60 Kilometern versank das Geschoß im Meer, erklärte das südkoreanische Militär. Der Abschuss sei um 6.42 Uhr erfolgt, erklärte das südkoreanische Verteidigungsministerium. Die US-Armee bestätigte den Abschuss einer ballistischen Rakete durch Nordkorea. Es habe sich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ KN-15 gehandelt, die "keine Gefahr für Nordamerika" dargestellt habe. Die US-Armee bekannte sich dazu, weiter "mit unseren Verbündeten Südkorea und Japan zusammenzuarbeiten, um die Sicherheit aufrechtzuerhalten".

"Noch eine Rakete"

US-Außenminister Rex Tillerson bestätigte, dass Nordkorea "noch eine" Rakete abgeschossen habe. "Die USA haben genug über Nordkorea gesprochen", fügte er in seiner Erklärung hinzu. "Wir geben keinen weiteren Kommentar ab." Tillerson hatte kürzlich die Region besucht und dabei deutlich gemacht, dass die Geduld der USA am Ende ist. Wenn die Bedrohung durch Nordkorea weiter wachse, sei auch ein militärisches Eingreifen eine "Option", sagte er während eines Besuchs in Südkorea.

Trump hat einen harten Kurs gegenüber Nordkorea angekündigt, das seit Jänner 2016 schon zweimal Atomwaffen getestet hat. Ein Vertreter des Weißen Hauses erklärte am Mittwoch, Nordkorea sei ein Test für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen. Trump hatte zuvor in einem Zeitungsinterview mit einem Alleingang gegen Nordkorea gedroht. Wenn China nicht in der Lage sei, das Problem zu lösen, "dann werden wir es tun". Am Donnerstag und Freitag trifft er Xi Jingping in seinem Privatresort in Florida.

Vier Raketen Anfang März

Anfang März hatte Nordkorea vier Raketen abgeschossen, die zum Teil 1.000 Kilometer weit geflogen und nur rund 300 Kilometer vor der japanischen Küste im Meer gelandet waren. Der japanische Regierungssprecher Yoshihide Suga bezeichnete den Abschuss am Mittwoch als "extrem problematische Aktion". Japan könne die wiederholten Brüskierungen durch Nordkorea nicht tolerieren und habe Protest eingelegt. Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, er werde eng mit Südkorea und den USA in Sachen Sicherheit zusammenarbeiten.

Südkoreas Außenministerium verurteilte den Raketentest ebenfalls scharf: "Das ist ein Akt der Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit der internationalen Gemeinschaft und der Koreanischen Halbinsel." Das Land berief eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ein. Die wiederholten Raketentests Nordkoreas, mit denen das Land gegen Resolutionen der Vereinten Nationen verstößt, sind möglicherweise eine Antwort auf das jährliche gemeinsame Militärmanöver Südkoreas und der USA, das Anfang März begonnen hat. Nordkorea sieht darin eine Vorbereitung auf einen Krieg auf der Koreanischen Halbinsel und hat mit "starken Vergeltungsmaßnahmen" gedroht. (red, APA, 5.4.2017)