Washington – Fed-Führungsmitglied Jeffrey Lacker hat die Verschwiegenheitsklausel der US-Notenbank gebrochen und ist per sofort zurückgetreten. Der Chef des Fed-Ablegers von Richmond räumte ein, dass er Vertrauliches über die Geldpolitik der Fed preisgegeben habe.

Lacker hatte bereits im Jänner angekündigt, sein Amt im Oktober aufgeben zu wollen. Am Dienstag teilte er jedoch überraschend mit, den Posten sofort zu räumen. "Es war nie meine Absicht, vertrauliche Informationen weiterzugeben", sagte er.

Gespräch mit einem Analysten

Hintergrund ist ein Gespräch, das Lacker im Oktober 2012 mit einem Analysten der Beratungsfirma Medley Global Advisors geführt hat. Einen Tag später veröffentlichte Medley Informationen über die geldpolitische Sitzung der Fed vom September desselben Jahres. Bei dem Treffen legten die Währungshüter die Grundzüge eines massiven Anleihekaufprogramms Ende 2012 fest, das die Wirtschaft der USA ankurbeln sollte. Die Fed selber veröffentlichte ihr Protokoll der Sitzung erst einen Tag nach Medley. Das sorgte im US-Kongress für Aufruhr und zog ein Ermittlungsverfahren nach sich.

Während des Verfahrens erklärte Lacker, dass er bei dem Gespräch keine vertraulichen Informationen weitergegeben habe. 2015 räumte er jedoch bei einer Befragung des FBI ein, dies möglicherweise doch getan zu haben. Er selbst habe von sich aus nichts preisgegeben. Der Medley-Analyst habe ihn mit Informationen konfrontiert. "Ich hätte einen Kommentar ablehnen und vielleicht das Telefongespräch beenden sollen", sagte Lacker. Das habe er nicht getan und das Interview fortgeführt.

Lacker war seit 2004 Präsident der Fed von Richmond. Er wäre erst wieder im kommenden Jahr im für die Zinspolitik entscheidenden Gremium stimmberechtigt. Lacker nahm aber an dessen zinspolitischen Diskussionen teil. (APA, Reuters, 5.4.2017)