Der Kreativität beim Auswählen eines Usernamens sind keine Grenzen gesetzt.

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Die Foren von derStandard.at sind volljährig! Das erste Posting wurde vor genau 18 Jahren um 15.12 Uhr gepostet. Wenn es um das Posten mit Nicknames in Online-Foren geht, sind die kritischen Stimmen nicht weit, die eine Klarnamenpflicht fordern. Vor drei Jahren etwa plädierte "Profil"-Herausgeber Christian Rainer in seinem Leitartikel "Shitstorm stinkt" für Klarnamen, die gehässige Reaktionen verhindern würden. Wolfgang Rosam, Herausgeber des Magazins "Falstaff", gründete daraufhin die Initiative "Die Meinungsmutigen", die eine Deklarationspflicht im Netz fordert.

Dabei wird übersehen, dass Shitstorms vor allem in den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook stattfinden, in denen großteils mit Klarnamen gepostet wird. Die Schlussfolgerung, dass Klarnamen zu einer höheren Diskussionsqualität führen, stimmt daher nicht. Studien zeigen, dass sich der bekannte "Online-Enthemmungseffekt" aus mehreren Faktoren ergibt, und Anonymität im Internet ist nur ein kleiner Teil davon. Wer postet, sieht das Gegenüber nicht, und die damit geschaffene Distanz kann dazu führen, herablassender und persönlich angriffig zu kommunizieren.

Dennoch setzen viele Medien auf Klarnamen in Online-Foren. Erst im März kündigten die "Salzburger Nachrichten" ("SN") an, mit dem zweiten Quartal 2017 neben kostenpflichtigen Inhalten auch eine Klarnamenpflicht einzuführen. "SN"-Chefredakteur Manfred Perterer begründete diese Entscheidung mit dem "Niedergang der Debattenkultur in allen Medien".

Die Wahl des Pseudonyms

Das Posten auf derStandard.at wird weiterhin mit Pseudonymen zugänglich bleiben – verifizierte Klarnamen-Accounts bleiben eine freiwillige Option. Derzeit sind 121.784 Accounts aktiv, davon 182 verifizierte User mit Klarnamen. Grundsätzlich sind der Kreativität beim Auswählen des Pseudonyms keine Grenzen gesetzt, solange der Name sich harmonisch zu den Forenregeln verhält. Was nicht geht: Wenn ein User einen Postingnamen wählt, der anderen Usern vortäuscht, mit einer bestimmten Organisation oder Gruppe zu tun zu haben, oder die Gefahr birgt, für jemand anderen gehalten zu werden.

Wer sein Pseudonym wählt, geht nach verschiedenen Kriterien vor. Manch einer orientiert sich stark an Konventionellem und wählt einen vermutlich fiktiven Vor- und Nachnamen, wie etwa Alfred Jodelhuber. Manche wählen eine Aneinanderreihung von Buchstaben, die möglicherweise etwas über das Postingverhalten aussagen, beispielsweise blablabla blablablabla. Zahlen in einem Postingnamen können Hinweise auf das Geburtsjahr des Posters geben. Andere wiederum sagen mit ihrem Pseudonym mehr über ihre Posting-Motivation aus, die sich auch in einigen Fällen bestätigt, wie bei dem Poster Ich stelle hier nur Fragen? Zwei Beispiele zur Herkunft der Usernamen:

Auch persönliche Vorlieben sind in den Pseudonymen präsent, so etwa bei Scheibenwelt, Mycroft Holmes oder Belemnit. Manche setzen auch auf Humor und werfen Fragen auf, wie etwa: Was hat ein Toaster am Tierfriedhof verloren? Isst CerealKiller wirklich so viele Zerealien? Und hat lebenslauflücke tatsächlich eine Lücke im Lebenslauf? Apropos Usernamen: 2014 wurde in einer Grabanlage der 18. Dynastie in Assuan ein Grab einer Person namens "User" gefunden: Dieser war unter Pharao Amenophis III. (circa 1379 bis 1340 vor unserer Zeitrechnung) Gouverneur der Nil-Insel Elephantine.

Erzählen Sie Ihre Geschichte!

Wie sehr identifizieren Sie sich mit Ihrem Postingnamen? Würden Sie ihn ohne weiteres austauschen, oder hängen Sie daran? Warum haben Sie sich für Ihr Pseudonym entschieden, und was hat Ihre Wahl des Postingnamens beeinflusst – oder posten Sie mit Klarnamen? Wir freuen uns über Ihre persönliche Postergeschichte im Forum! (Sophie Niedenzu, 13.4.2017)