London – Es klingt zwar paradox, aber was das Bewusstsein für Artenschutz anbelangt, stehen Bäume eindeutig im Schatten der Tiere. Den wenigsten dürfte bewusst sein, dass auch Baumarten vom Aussterben bedroht sein könnten – und laut einer aktuellen Studie sind es sogar erschreckend viele: nämlich fast 10.000.

Die in Großbritannien ansässige Gruppe Botanic Gardens Conservation International (BGCI) listet in ihrer globalen Baum-Datenbank 60.065 bekannte Arten von Bäumen auf. Das Wort beschreibt dabei keine Verwandtschaft, sondern eine Wuchsform: Pflanzen ganz unterschiedlicher Ordnungen können verholzte Stämme ausbilden und teils beachtliche Höhen erreichen.

Von den in der Datenbank erfassten Arten wurde fast jede sechste – insgesamt 9.600 – als vom Aussterben bedroht eingestuft. Darunter seien auch mehr als 300 Baumarten, von denen in ihrer natürlichen Umgebung nur noch "weniger als 50 Exemplare" existierten, teilte die BGCI mit. Hauptursache dafür seien Kahlschlag und Raubbau. Die Datenbank solle künftig ein Hilfsmittel für die Bemühungen von Menschen sein, bedrohte Baumarten zu erhalten.

Laufende Erweiterung

Die größte Artenvielfalt an Bäumen gibt es der Datenbank zufolge in Brasilien mit 8.715 Spezies. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Kolumbien und Indonesien. Die meisten endemischen – also nur dort vorkommenden – Arten gibt es ebenfalls in Brasilien mit 4.333 Arten. Im Inselstaat Madagaskar sind 2.991 Baumarten endemisch, in Australien 2.584.

Für ihre Baum-Datenbank stützt sich die BGCI, der weltweit rund 2.500 botanische Gärten angehören, auf die Daten aus 500 Studien zu dem Thema. Künftig soll die Datenbank fortlaufend erweitert werden. Ein positives Faktum zuletzt: Jedes Jahr werden etwa 2.000 neue Arten entdeckt. (APA, red, 7. 4. 2017)