Anfang 2014 wurde das österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ("Mammografie-Screening") gestartet. Nun liegt der erste offizielle Evaluationsbericht der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) für die ersten beiden Jahre vor. "Mit einer Teilnahmerate von knapp 37 Prozent ist natürlich Luft nach oben da", sagt Romana Ruda, die Leiterin des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms (BKFP).

"In Österreich erkrankten im Jahr 2012 5.521 Frauen und 73 Männer neu an Brustkrebs. Im selben Zeitraum verstarben 1.529 Frauen und 20 Männer an der Krankheit. Brustkrebs ist damit die häufigste Krebserkrankung und die häufigste Krebstodesursache bei Frauen", schreiben die Autoren der GÖG-Untersuchung im Auftrag des Gesundheitsministeriums.

Freischaltung der E-Card und Erinnerungen

2003 erließ der Rat der Europäischen Union eine Empfehlung, organisierte Mammakarzinom-Früherkennungsprogramme in allen Mitgliedsländern zu etablieren. Diese von vielen Fachleuten vehement geforderte Maßnahme wurde in Österreich erst 2014 umgesetzt: Einladung bzw. Freischaltung der E-Card für diese Untersuchungen für alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren im zweijährigen Abstand, Frauen von 40 bis 44 und ab 70 Jahren können im Rahmen eines Opt-in teilnehmen. Auch Erinnerungen gibt es alle zwei Jahre.

Die Mammografieuntersuchungen werden in eigens zertifizierten knapp 190 Radiologenordinationen durchgeführt. Überweisungen durch Hausarzt oder Gynäkologen gibt es nur noch für "kurative" Mammografien bei entsprechender medizinischer Indikation (Verdachtsfall etc.). Alle Untersuchungen durchlaufen zwei Befundungen durch zwei Radiologen. Wenn notwendig, erfolgt auch eine Ultraschalluntersuchung der Brust gleich beim ersten Mammografie-Termin. Parallel dazu gibt es eine umfangreiche Dokumentation bei den Radiologen.

Anlaufschwierigkeiten des neuen Systems

"Das Programm hat dazu geführt, dass ein Systemwechsel stattgefunden hat. Das bedeutet am Anfang Anlaufschwierigkeiten", sagte Magdalena Arrouas, Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, zu der aktuellen Teilnahmerate. Zuvor hatten vor allem die Gynäkologen und die Hausärzte die Frauen zu den Früherkennungs-Mammografien geschickt bzw. die Frauen waren selbst zu den Radiologen gegangen, manche gar nicht, viel zu selten oder zu oft.

In der internationalen Literatur gehen die Wissenschafter davon aus, dass bei einer Beteiligung von 70 Prozent der infrage kommenden Frauen die Brustkrebs-Mortalität längerfristig um rund 30 Prozent gesenkt werden könnte. Bei diesen Beteiligungswerten ist das österreichische Programm offenbar noch lange nicht angekommen.

International hätten aber in den ersten Programmjahren auch vergleichbare Initiativen mit den Frequenzen zu kämpfen. Pro Jahr dürften nunmehr allerdings jeweils um zehn Prozent mehr Frauen in Österreich zu ihrer ersten Mammografie gehen als vor dem Programm, so die Experten. (apa, 5.4.2017)