Der Braunbär (Ursus arctos) braucht den genetischen Austausch zwischen den Populationen.

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Göttingen – In Mitteleuropa wurde der Braunbär bereits im Mittelalter stark dezimiert und in entlegene Gebiete verdrängt. Der letzte wildlebende Braunbär wurde in Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts erlegt, in Österreich hielt die Art nur wenige Jahrzehnte länger durch. Mittlerweile wandern immer wieder einzelne Tiere aus Exjugoslawien ein. Wie eine dauerhafte Braunbärpopulation zu erhalten wäre, wollen nun europäische Wissenschafter genauer analysieren.

Das Team mit Beteiligung der Universität Göttingen räumt Strategien, die die Ausbreitung der Tiere und den Austausch zwischen Teilpopulationen ermöglichen, aber auch Konflikte mit Menschen verringern, den größten Stellenwert ein. Im Rahmen des Projekts "Bear Connect" haben die Wissenschafter daher untersucht, inwieweit ökologische Netzwerke Landschaften funktional miteinander verbinden und Nachhaltigkeit erhalten können.

Genetik und Barrieren

Die Arbeitsgruppe um Niko Balkenhol von der Abteilung Wildtierwissenschaften der Uni Göttingen erforschte Bewegungsmuster und Genfluss in allen zehn Braunbärpopulationen in Europa. "Hierdurch wollen wir klären, welche Faktoren die Bewegungsfreiheit der Tiere begünstigen und welche Faktoren eine Barrierewirkung haben, wie zum Beispiel Straßen", so Balkenhol. Dadurch wollen die Forscher abschätzen, wie sie negativen Einflüssen von Umweltveränderungen, wie zum Beispiel Landschaftszerschneidung und Klimawandel, durch die zukünftige Gestaltung von europäischen Naturschutznetzwerken entgegenwirken können.

Die Forscher untersuchen vor allem den genetischen Austausch zwischen Teilpopulationen und wie sich die Beschaffenheit der Landschaft auf diesen Austausch auswirkt. "Solche 'landschaftsgenetischen' Methoden sind besonders interessant, weil genetischer Austausch zwischen Teilpopulation nur zustande kommt, wenn Tiere die Landschaft durchqueren und sich anschließend erfolgreich fortpflanzen können", so Balkenhol. (red, 15.4.2017)