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Regen in China.

Foto: AP/Wong

Schanghai – Sebastian Vettel rieb sich die Hände und zog die Kapuze seiner Jacke tief ins Gesicht. Es ist kühl und regnerisch in Schanghai kurz vor dem Großen Preis von China (Sonntag, 8 Uhr, ORF 1, RTL und Sky), für das gesamte Wochenende werden Regenschauer erwartet. Ein Vorteil für den Ferrari-Star im nächsten Schlagabtausch mit Lewis Hamilton?

"Man weiß hier nie, wie es laufen wird", sagte Vettel am Donnerstag, der 29-Jährige erwartet einen "Grand Prix voller Überraschungen". Doch in einem Punkt ist er sich trotz seines Sieges zum Saisonauftakt in Australien sicher: "Mercedes bleibt der Favorit."

"Gina" in China

Vettel war nach seiner Ankunft in Schanghai sichtlich bemüht, die Erwartungen rund um seine Scuderia nicht zu hoch in den Himmel wachsen zu lassen. "Wir hatten ein sehr starkes erstes Rennen in Australien, aber es gibt viele Dinge zu tun, um mit ihnen mithalten zu können", sagte er. Vettel weiß nur zu genau, dass sich erst in China zeigen wird, ob er mit seinem "Gina" getauften Wagen wirklich ein Herausforderer für Hamilton im Kampf um den Titel sein kann.

Der Große Preis in Schanghai gilt wegen seiner Charakteristik als richtungweisend für den Rest der Saison. Ferrari scheint dank des neuen Reglements näher dran zu sein an Mercedes, dem Seriensieger der vergangenen Jahre. "Sie haben den besseren Job gemacht", sagte Hamilton über das Rennen in Australien. Doch Melbourne ist nicht Schanghai, betonte der Engländer. Besonders auf der 1.175 Meter langen Geraden dürfte ihm sein starker Mercedes-Antrieb Vorteile bieten.

Feuriger Hamilton

"Das Feuer brennt", sagte Hamilton über seine neue Motivation nach der Niederlage gegen Vettel in Australien, er habe daraus "positive Energie" gezogen. Der 32-Jährige hofft "auf einen engen Kampf" bis zum Saisonende. Auch Vettel sehnt sich danach, im dritten Jahr bei Ferrari endlich die hohen Ansprüche in Italien zu erfüllen.

"Das Team hat sich weiterentwickelt, wir sind in einer besseren Position und zuversichtlicher als vergangenes Jahr", sagte Vettel, der erstmals seit November 2013 als Führender der WM-Wertung in ein Rennen geht. "Jeder bei Ferrari ist nun motiviert, noch härter zu pushen." Aber: "Es war nur ein Rennen."

Weckruf für Mercedes

Auch wenn erst 25 von 500 möglichen WM-Punkten für die Sieger vergeben sind, bei den Silberpfeilen scheinen sie Vettel in diesem Jahr richtig ernst zu nehmen. "Das Ergebnis von Melbourne war ein kleiner Weckruf für uns. Es hat gezeigt, dass wir keinen Spielraum mehr haben und in jedem Detail perfekt sein müssen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff der "Sport Bild". "Das treibt uns an."

Vettel hat die vielen Rückschläge im vergangenen Jahr, als es zu keinem einzigen Sieg reichte, nicht vergessen. Aus dem gelungenen Auftakt ziehe Ferrari nach all der Arbeit im Winter jetzt Extramotivation, sagte er: "Ich habe in Maranello in viele glückliche Gesichter geschaut. Siege sind die beste Medizin für alles."

"Besser, als im Supermarkt"

Fernando Alonso (35) hat Gerüchte über einen vorzeitigen Abschied von McLaren-Honda zurückgewiesen. "Ich habe das alles auch gelesen, das ist einfach nicht wahr", sagte der Spanier. Zuletzt waren Spekulationen aufgekommen, der Ex-Weltmeister habe genug von den Misserfolgen. Selbst ein Abschied noch während der Saison stand im Raum. Aber es sei "besser, hier zu sein, als zu Hause im Supermarkt", sagte Alonso.

Erneut zeigte sich Alonso extrem unzufrieden mit der Performance seines Wagens, besonders der schwächelnde Honda-Antrieb bereite Probleme. "Wir sind nicht konkurrenzfähig, auch hier in China nicht. Wir müssen uns daher auf ein schwieriges Rennen einstellen", sagte er: "Wir haben generell einfach weniger Leistung als unsere Gegner und verbringen daher mehr Zeit auf den Geraden." (sid, APA, 6.4.2017)