Eltern, die Kinder unter zwölf Jahren ohne Radausweis unbeobachtet Rad fahren lassen, verletzen ihre Aufsichtspflicht und machen sich strafbar.

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In Österreich dürfen Kinder unter zwölf Jahren nicht alleine mit dem Fahrrad oder Rollern fahren – sie müssen von einer Person begleitet werden, die mindestens 16 Jahre alt ist. Wollen sich Kinder schon früher aufs Rad schwingen und alleine losfahren, müssen sie die freiwillige Radfahrprüfung absolvieren. Dann dürfen sie das schon mit zehn Jahren.

Jedes Jahr legen mehr als 80.000 Schüler in Österreich diese Prüfung ab, meist im Rahmen der vierten Klasse Volksschule. Bald könnten noch mehr "mit Schein" fahren: Eine neue Online-Lernplattform will Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zum Fahrradführerschein unterstützen. Entwickelt wurde sie vom Österreichischen Jugendrotkreuz in Zusammenarbeit mit dem Bildungs- und dem Verkehrsministerium.

Keine Hilfe der Eltern nötig

Die Nutzung der Plattform ist kostenlos. Die Kinder können darauf ihr in der Schule erworbenes Wissen rund ums Radfahren üben und die Prüfungssituation simulieren. "Die Plattform ist so aufgebaut, dass die Kinder sich selbst zurechtfinden können und keine Hilfe der Eltern benötigen", sagt Renate Hauser vom Jugendrotkreuz. Der Inhalt stimme mit den Schulunterlagen überein.

Allerdings ist beim Radfahren Theorie nur die halbe Miete. Es ist wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern das Radfahren und die Einhaltung der Verkehrsregeln praktisch üben, sagt Eva Unger vom ÖAMTC. Sich orientieren, Verkehrszeichen verstehen, Vorrangregeln beachten, Handzeichen geben, sich richtig einordnen und die passende Geschwindigkeit wählen – all das müsse gelernt werden, sagt Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV).

Die meisten Unfälle passieren im Juni

In Österreich hat sich in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Unfälle mit Kindern auf dem Rad laut dem KfV stark reduziert – von 1.300 auf 590 pro Jahr. Vor allem Zehn- bis 14-Jährige seien von Verkehrsunfällen mit dem Rad betroffen. "Die Unfälle ereignen sich hauptsächlich im Juni, wenn man nach der Winterpause wieder in das Radfahren reinkommen muss", sagt Kaltenegger.

"In den Neunzigern starben jährlich zehn Kinder im Straßenverkehr. In den letzten Jahren schwankt die Zahl der tödlichen Unfälle zwischen null und zwei." Die neue Lernplattform soll dazu beitragen, dass noch weniger Kinder auf dem Rad verunglücken. (APA, red, 8.4.2017)