Bild nicht mehr verfügbar.

Campino von den Toten Hosen wollte Jan Böhmermanns Kritik nicht auf sich sitzen lassen.

Foto: Reuters / TOBIAS SCHWARZ

Böhmermann tut auch beim Echo das, was er am liebsten macht: provozieren.

Foto: APA / DPA / Britta Pedersen

Berlin – Andreas Gabalier hat am Donnerstagabend in Berlin den deutschen Musikpreis Echo in der Kategorie "Volkstümliche Musik" bekommen. Er blieb der Verleihung aber wie viele andere Geehrte fern. Christina Stürmer ging in der Kategorie "Künstlerin international" leer aus. Großer Sieger des Abends war der 70-jährige Udo Lindenberg mit drei Auszeichnungen. Neben freudigen Dankesreden gab es bei der Gala aber auch Misstöne.

Campino: "Lieber uncool als ein cooles Arschloch"

Der Tote-Hosen-Sänger Campino kritisierte Fernsehsatiriker Jan Böhmermann bei der Verleihung heftig. "Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann", sagte Campino. Er sprach auch von "Böhmermann'schem Zeitgeistgeplapper". Eigentlich war Campino aus einem ganz anderen Grund auf die Bühne gekommen: Er hielt die Laudatio auf die Initiative Viva con Agua, die mit dem Sonderecho für soziales Engagement geehrt wurde.

Böhmermann hatte kurz vor der Gala in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" von "seelenloser Kommerzkacke" gesprochen, die der Echo immer wieder ehre. Dabei nahm er besonders den zweifach nominierten Sänger Max Giesinger aufs Korn. Im Jahr 2014 hatte Böhmermann sich über Campinos "Band Aid"-Projekt lustig gemacht.

Popmusik-Preise wie der Echo und Popmusiker wie Max Giesinger sind Jan Böhmermann ein Dorn im Auge.
NEO MAGAZIN ROYALE
Im Jahr 2014 knöpfte sich Böhmermann Campino für seine böse Satire vor.
ZDFneo

Hit des Jahres: "One Dance" von Drake

Udo Lindenberg wurde als bester Künstler national geehrt und erhielt für sein Werk "Stärker als die Zeit" auch die Auszeichnung "Album des Jahres". Außerdem gewannen er und sein Team den Produzentenpreis. Großer Verlierer war das Produzentenduo Stereoact, das keine seiner drei Nominierungen in einen Preis ummünzen konnte. Ihr Hit "Die immer lacht" war das meistverkaufte Lied im vergangenen Jahr, womit früher der Echo sicher gewesen wäre. Nach den neuen Vergabekategorien setzte sich beim Hit des Jahres nun "One Dance" von Rapper Drake feat. Wizid & Kyla durch.

Auch die großen Favoriten des Abends mussten sich mit zwei Preisen zufriedengeben: Das Hip-Hop-Trio Beginner war in vier Kategorien nominiert, gewann letztlich aber nur in der Sparte Hip Hop/Urban national und den Kritikerpreis.

Als internationaler Newcomer und "Künstler international" wurde der Engländer Rag 'n' Bone Man ("Human") ausgezeichnet. "Künstlerin international" wurde Sia ("This is acting"), die sich gegen die US-Sängerinnen Beyoncé und Rihanna sowie die favorisierte Französin Imany durchsetzte. In dieser Kategorie war auch die Oberösterreicherin Christina Stürmer nominiert. Als "Band international" wurden die US-Hardrocker Metallica geehrt.

Sängerin Ina Müller erhielt den Preis in der Kategorie "Künstlerin Pop national". Die Musiker der Band AnnenMayKantereit ("Alles nix Konkretes") gewannen den Echo als beste nationale Newcomer – nahmen des Preis aber nicht persönlich entgegen, weil sie ein Konzert in Saarbrücken spielten. Andrea Berg bekam den Echo in der Kategorie Schlager. Marius Müller-Westernhagen erhielt den Preis für sein Lebenswerk. (APA, red, 7.4.2017)