Syriens Außenminister Walid Muallem (im Hintergrund: Präsident Bashar al-Assad) wies bei einer Pressekonferenz in Damaskus am Donnerstag jede Verantwortung für den Chemiewaffenangriff zurück.

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In einem martialischen Auftritt in Uniform erklärte der Sprecher des syrischen Generalkommandos in einer vom Fernsehen ausgestrahlten Erklärung, die "eklatante Aggression" der USA habe sechs Soldaten getötet, mehrere verletzt und beträchtlichen Sachschaden angerichtet, darunter, bestätigt Moskau, sind neun Flugzeuge. Laut Pro-Regime-Webseiten soll sich ein Brigadier unter den Toten befinden. Sie berichteten zudem, dass über Stunden dutzende Verletzte evakuiert und nach weiteren Überlebenden gesucht wurde, woraus sich schließen lässt, dass die Opferbilanz noch höher werden könnte.

Die syrische Nachrichtenagentur vermeldete auch neun Tote unter der Zivilbevölkerung, darunter vier Kinder. Die Luftwaffenbasis Shayrat dreißig Kilometer südlich von Homs ist die wichtigste in Zentralsyrien. In dutzenden Hangars sind Flugzeuge, Radareinrichtungen und Luftabwehrsysteme stationiert.

Der Armeesprecher beschuldigte die USA zudem, Partner von Terrororganisationen wie dem "Islamischen Staat" und der Nusra-Front, die zu Al-Kaida gerechnet wird, zu sein. Die Botschaft an diese sei, dass sie chemische Waffen einsetzen könnten, wann immer sie auf dem Schlachtfeld substanzielle Verluste erleiden. Das Regime in Damaskus hatte den Einsatz von chemischen Waffen in der Provinz Idlib bestritten und die "Terroristen" dafür verantwortlich gemacht. Vom Präsidialamt in Damaskus wurden die US-Angriffe als "idiotisch" und unverantwortlich" bezeichnet.

"Destruktiv und gefährlich"

Für den engsten syrischen Verbündeten in der Region, den Iran, verurteilte der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Barham Ghassemi, die US-Raketenangriffe als "destruktiv und gefährlich" und einen Akt der Aggression. Sie würden die "sterbenden" Terroristengruppen stärken und die Lage in Syrien und der Region noch komplizierter machen.

Im Namen der bewaffneten syrischen Opposition äußerte sich Mohammed Alloush, der Chef von Jeish al-Islam, der auch zur Verhandlungsdelegation in Genf gehört. Er erklärte, die Bombardierung eines Flughafens sei nicht genug. Es gebe davon 26 im ganzen Land, von denen aus Zivilisten angegriffen würden. Auch die politische Opposition forderte Washington auf, Assads Ressourcen, um Luftangriffe zu fliegen, vollkommen zu neutralisieren, und sprach die Hoffnung aus, dass dies erst der Anfang gewesen sei.

Nach den verheerenden Giftgasangriffen vom Dienstag in Khan Sheikhun waren die Schuldigen je nach Standpunkt zum syrischen Regime schnell ausgemacht. Eine der ersten internationalen Reaktionen kam deshalb nicht überraschend aus Saudi-Arabien. Über die staatliche Nachrichtenagentur ließ das Außenministerium in Riad die volle Unterstützung des Königreiches erklären und lobte den "mutigen Entscheid" von Trump und unterstrich, die Regierung von Bashar al-Assad sei verantwortlich für die Militärschläge.

Kairo ließ sich Zeit

In Kairo dagegen ließ man sich Zeit. Präsident Abdelfattah al-Sisi war am Freitag auf dem Rückweg aus den USA. Ägypten hat sich nie von Assad distanziert. Zur Debatte im UN-Sicherheitsrat nach den Giftgasangriffen hatte der Sprecher des Außenministeriums nur erklärt, die Polarisierung in der Uno schade der syrischen Bevölkerung. Sie werde als Geisel genommen. Kairo hatte den Einsatz von Giftgas verurteilt, ohne einen Schuldigen zu benennen.

Die Kommentatoren der mehrheitlich saudisch finanzierten Medien waren sich nach dem Giftgasangriff auf Khan Sheikhun einig gewesen, dass die syrisch-russisch-iranische Koalition Trump testen wollte, nachdem der US-Präsident auch erklärt hatte, die Absetzung Assads habe für ihn keine Priorität.

Nach dem US-Tomahawk-Angriff schrieb der Chef von "Al-Arabiya", jetzt sei wenigstens etwas getan worden: Ob damit die Fehler der Vergangenheit korrigiert sind, eine neue Ordnung geschaffen oder ein Neuanfang eingeleitet werde, müsse sich noch zeigen. Aber mit Trumps militärischer Aktion werde nichts erreicht, wenn nicht auch ein politischer Prozess folge, schrieb Ehtesham Shahid. (Astrid Frefel aus Kairo, 7.4.2017)