Elisabeth Blanik will die Grundwerte der SPÖ wiederbeleben.

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Völs – Bundeskanzler Christian Kern forderte am Tiroler SPÖ-Landesparteitag am Samstag in Völs von seinen Genossen den Führungsanspruch zu stellen und zwar nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Landesebene. "Ich will 2023 eine rote Landeshauptfrau in Tirol – nämlich Elisabeth Blanik", sagte Kern zum Abschluss seines Gastreferats. Es sei Zeit für eine politische Wende.

Dies sei keine Latte, an der Erfolg und Misserfolg gemessen werde. "Aber wir brauchen ein Ziel", meinte der Bundeskanzler, der unter Beifallsbekundungen seiner Parteifreunde den Saal betreten hatte. Die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen habe die Sozialdemokraten immer getrieben. "Die Vermögensverteilung ist mittlerweile in massiver Schieflage", sagte Kern. Die Mittelschicht sei massiv unter Druck und mehr Menschen denn je würden von ihren Einkommen nicht mehr leben können.

"Wir werden Gras fressen"

Nur die SPÖ könne darauf Antworten geben. "Keiner kann glauben, dass die Konservativen und die Rechten sich damit beschäftigen werden." Deshalb müssen die Sozialdemokraten den Führungsanspruch stellen – auch in Tirol, wie der Kanzler hinzufügte: "Und auch wenn wir hier das letzte Mal nur 14 Prozent hatten."

Der Bundeskanzler schwor seine Parteifreunde auf die bevorstehenden Wahlen ein. "Wir werden Gras fressen und um jeden Zentimeter Boden kämpfen müssen", so Kern. Es gebe zwar kein Abo auf Erfolg, aber auch keine Limits nach oben. Auch der Kanzler, wie bereits zuvor die Tiroler SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik, erntete für seine Worte Standing Ovations der Delegierten.

Blanik hatte zuvor ihre Genossen auf Zusammenhalt für die bevorstehenden Landtags- und Nationalratswahlen eingeschworen. "Unser Motto 'alles neu' geht nur mit eurer Zustimmung", sagte Blanik in ihrer Rede.

Die Grundwerte der SPÖ seien so aktuell wie nie zuvor. "Wir müssen sie aber beleben. Wir müssen lauter, aktiver, glaubwürdiger und entschlossener werden", sagte die SPÖ-Chefin und Lienzer Bürgermeisterin vor den 254 erschienenen Delegierten. "Wir alle müssen aktiv sein, dass so etwas wie Schwarz-Blau nie wieder passiert."

"Wir zerstören nicht"

Migration, Digitalisierung und die damit einhergehenden Unsicherheiten und Ungleichheiten würden alle beschäftigen. Der Weg der SPÖ sei es aber nicht auseinanderzudividieren, Angst zu machen oder zu hetzen. "Wir zerstören nicht, wir gestalten neu." Die Sozialdemokraten brauche es in diesem Land unabdingbar, ohne sie gehe es nur mehr um Kapital- und Gewinnmaximierung.

Dies sei ein guter Tag für die SPÖ Tirol, beschwor die Osttirolerin ihre Genossen. "Wir wählen heute Erneuerung und stellen uns für die Landtags- und Nationalratswahlen komplett neu auf. Ich will, dass wir heute Völs mit einem guten Gefühl und einem jungen Spirit verlassen", sagte Blanik.

Mit 92 Prozent zur Spitzenkandidatin gewählt

Dieser Wunsch wurde ihr dann auch erfüllt. Die Listen wurden von den Delegierten abgesegnet. Blanik wird die SPÖ bei der Landtagswahl anführen, sie wurde mit 92 Prozent zur Spitzenkandidatin gewählt. "Ihre Nummer zwei", wie Blanik es selbst bezeichnete, wird Sellrains Bürgermeister Georg Dornauer (junior) sein. Dahinter folgen Claudia Hagsteiner aus dem Bezirk Kitzbühel, Philip Wohlgemuth von der Gewerkschaft und Elisabeth Fleischhanderl aus dem Bezirk Schwaz. Klar ist damit, dass auf den vorderen Listenplätzen mit Ausnahme Blaniks nur Neulinge platziert wurden. Die Ergebnisse waren freilich nicht für alle Newcomer berauschend. Dornauer erhielt 83 Prozent Zustimmung, Hagsteiner überhaupt nur knapp 81 Prozent.

Was die Liste für die kommende Nationalratswahl angeht, wird Frauenvorsitzende Selma Yildirim vor Christian Kovacevic die Liste anführen. Yildirim konnte 78 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Derzeit verfügen die Tiroler Roten über zwei Mandate im Nationalrat. Eines davon hält Frauensprecherin Gisela Wurm, die sich freiwillig zurückzieht, das andere Max Unterrainer, der keinen vorderen Listenplatz mehr ergattern konnte.

Blanik selbst geht die Sachen auch persönlich ambitioniert an. Die Osttirolerin hatte am Samstag in der "Tiroler Tageszeitung" angekündigt, bei einem Mandatsminus zurück zu treten. "Sollten wir am Wahlabend weniger Mandate als bisher haben, dann gibt es mich nicht mehr auf der landespolitischen Bühne", hatte Blanik erklärt. (APA, 8.4.2017)