Bild nicht mehr verfügbar.

Bei den Protesten kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Foto: Reuters/Rawlins

Caracas – Das von einer tiefen Rezession geplagte Venezuela kommt nicht zur Ruhe. Am Samstag gingen erneut Tausende Gegner des sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro in der Hauptstadt Caracas und andernorts auf die Straße. Sie hielten Schilder mit der Aufschrift "Nein zur Diktatur" hoch.

Die Polizei schloss zahlreiche Metrostationen in Caracas und richtete Kontrollstellen an großen Straßen in die Hauptstadt ein. "Die Regierung hat Angst", sagte eine Demonstrantin. "Hätte sie keine Angst, würde sie die Straßen nicht absperren und Capriles disqualifizieren."

15 Jahre Berufsverbot

Tags zuvor hatte der nationale Rechnungshof Oppositionspolitiker Henrique Capriles für 15 Jahre Berufsverbot erteilt. Viele räumten dem Gouverneur des Bundeslandes Miranda gute Chancen für die im kommenden Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen ein. Ihm werden "administrative Unregelmäßigkeiten" vorgeworfen. Unter anderem soll er Vertragsgesetze gebrochen haben. Regierungskritiker bezeichneten das Verbot als Willkür. Es ziele nur darauf ab, populäre Politiker auszuschalten. Capriles hat sich bereits zweimal um das Präsidentenamt beworben.

Die Proteste gegen Maduro nahmen zuletzt wieder zu. Bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften kam am Donnerstag ein Mann ums Leben. Auch die Rücknahme der umstrittenen Entscheidung, dem Parlament die Macht zu entziehen, konnte die Gemüter nicht beruhigen. Zudem leidet die Bevölkerung unter Engpässen bei Lebensmitteln und Medikamenten. "Die wirtschaftliche Situation ist unerträglich, keiner kann hier leben", sagte Richard Morton, ein 43-Jähriger Elektriker. Maduros sozialistisches Regierungssystem wird von vielen als Ursache der schweren Wirtschaftskrise und der weltweit höchsten Inflation gesehen. Dem Land droht der Rauswurf aus dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur. Die Anhänger Maduros werfen seinen Gegnern dagegen vor, einen Wirtschaftskrieg entfesselt zu haben. (APA/Reuters, 8.4.2017)