Die ÖBB investieren in ein neues Start-Up

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Rund ein Jahr nach dem Beginn der ÖBB-Innovationsoffensive arbeitet die Verantwortliche für den Bereich, Kristin Hanusch-Linser, weiter an einem "Kulturwandel" in den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). "Neben der prozess- und asset-zentrierten Kultur müssen wir hin zu einer von den Kunden dominierten Kultur, damit sich beide Kulturen ergänzen", erläutert Hanusch-Linser im Gespräch mit der APA.

Ihr Motto lautet "Innovation muss überall passieren, im ganzen Konzern". Dies umzusetzen ist für ein Unternehmen wie die ÖBB mit über 40.000 Mitarbeitern eine Mammutaufgabe. Seit dem Start des konzerneigenen Innovationszentrums wurden 200 Mitarbeiter aus verschiedensten Bereichen des Unternehmens in Service-Design ausgebildet, die wieder in ihre Abteilungen zurückkehren und dort – im Sinne des Netzwerkgedankens – neue Inputs einbringen. Rund 100 "Innovationsmanager" im ganzen Konzern verstreut werden projektbezogen in gemischten Teams eingesetzt.

"Digitaler Informationspunkt" am Bahnhof

Direkt im ÖBB-Hauptquartier am Wiener Hauptbahnhof sucht ein eigenes Team nach innovativen Lösungen für Probleme der Reisenden beim Bahnfahren. Die Frage "wie finde ich schnell meinen reservierten Sitzplatz bzw. wo ist noch ein freier Sitzplatz" soll ein neuer digitaler Wagenstandsanzeiger mit Informationen über die Belegung der Waggons lösen helfen. Die verschiedenen Modelle werden am Hauptbahnhof direkt am Bahnsteig bei den Fahrgästen im echten Bahnbetrieb getestet – und das positive oder negative Feedback der "Versuchskaninchen" wird sofort aufgenommen. Das Resultat soll ein leicht verständlicher digitaler Informationspunkt am Bahnsteig sein, der den wartenden Fahrgästen schnelle Orientierung gibt, damit sie nicht nach dem Einfahren des Zugs herumirren auf der Suche nach ihrer Reservierung oder einem Platz in einem ruhigen Abteil.

Auch das "Wohlfühlen am Bahnhof" ist ein Ziel, mit dem sich das Innovations-Team beschäftigt. Bahnhöfe sollen so gestaltet werden, dass sie die Kundenbedürfnisse besser erfüllen. Die Vorschläge reichen hier von angenehmeren Sitzmöglichkeiten und ergonomisch gestalteten Wartehäuschen bis zum Angebot eigener Stromtankstellen für Smartphones, womit die Wartezeit auf den nächsten Zug fürs Aufladen des Handys genutzt werden könnte. Ziel soll immer der Mehrwert für die Kunden sein, betont Hanusch-Linser.

Start-Up

Doch Innovation passiert nicht nur innerhalb des Bahnkonzerns, sondern auch gemeinsam mit einem Partner "außerhalb der ÖBB-governance": Dafür wurde gemeinsam mit dem österreichischen Risikokapitalgeber speedinvest das Start-up iMobility gegründet, das an besseren Zugängen zur integrierten Mobilität arbeitet. Konkret soll mittels einer intermodalen App den Kundinnen und Kunden der einfachste Weg "von Adresse zu Adresse" aufgezeigt werden. Die verschiedenen Mobilitätsangebote – Bahn, andere öffentliche Verkehrsmittel, Carsharing oder Taxi-Unternehmen am Zielort – werden am Smartphone aufgeführt, die Fahrgäste müssen nicht mehr auf vielen Homepages suchen. Schon bald soll die App den Kunden zur Verfügung stehen.

Die Bahn müsse aber auch als Arbeitgeber attraktiver und innovativer werden, meint Hanusch-Linser. In den nächsten fünf Jahren werden 10.000 ÖBB-Beschäftigte, die "Baby-Boomer", in Pension gehen, das ist ein Viertel der Belegschaft. Das Ringen um junge motivierte Bewerber habe schon begonnen, die aktuelle Imagekampagne der Bundesbahnen soll dazu beitragen. Die neuen Mitarbeiter müssten ihre Themen wiederfinden und Möglichkeiten zur Entfaltung haben – sonst werden sie der Bahn bald wieder den Rücken zukehren, warnt sie. (APA, 9.4.2017)