So furchtbar sexuelle Gewalt an Kindern ist, so schwierig scheint es auch, öffentlich passende Worte für dieses Verbrechen zu finden.

Medien tun sich immer wieder schwer, sich so auszudrücken, dass keine Objektifizierung des Opfers oder Verharmlosung der Tat mitschwingt. Dabei beeinflussen gerade Medien maßgeblich die Wahrnehmung dieser Gewalt in der Gesellschaft. Und sind in den meisten Fällen bestimmt auf der Seite der Opfer.

Eine Schlagzeile, die das Wort "Sexattacke" enthält, lässt aber anklingen, dass der Überfall etwas mit Sex zu tun hätte. Schreibt man "vergriffen", implementiert das zumindest sprachlich, dass das Verbrechen sich irgendwo zwischen Gebrauchsobjekt, Kavaliersdelikt und tragischem Missgeschick bewegt, so, wie man seine Brille nicht hingelegt, sondern eben blöderweise verlegt hat.

Dass ein Greifen statt des Vergreifens theoretisch möglich gewesen wäre. Wer ein Kind vergewaltigt, vergreift sich nicht. Die Tat passiert nicht zufällig. Es geht dabei auch nicht um Sex, sondern um Machtausübung, körperliche und seelische Schmerzen, bewusste Erniedrigung und Zerstörung.

Handelt der Täter dabei im familiären Umfeld, ist das (oft lebenslange) Leiden besonders perfide. Solche Verbrechen sollten nicht unabsichtlich mit Worten entschärft oder mit lächerlichen Strafrahmen verharmlost werden. Dass es dennoch passiert, ist eine weitere Tragödie. (Julya Rabinowich, 9.4.2017)