Wie es den Kopten geht, ist in den vergangenen Jahren gewissermaßen zum Gradmesser für die Befindlichkeit ganz Ägyptens geworden: Ein großes Attentat zu Silvester läutete das Umsturzjahr 2011 ein. Es folgten Jahre der Angst, dass Ägypten zu einem Muslimbrüderstaat werden könnte. Die Machtergreifung des damaligen Generals Abdelfattah al-Sisi 2013 wurde deshalb von der koptischen Führung, die auch Hosni Mubarak bis zum letzten Moment treu geblieben war, begrüßt.

Die versprochene Sicherheit blieb aber aus: Seit 2013 wurden dutzende Kirchen attackiert, nicht immer von den großen Terrorgruppen, sondern auch quasi vom Mob von nebenan. Zwischen den beiden großen Attentaten des "Islamischen Staats" lagen nur vier Monate. Als im Dezember, nach dem Anschlag auf die Boutrosiya-Kirche in Kairo, Kritik am fehlenden Schutz laut wurde, stellte man eben ein paar Polizisten für die Kirchen ab, auch für den hohen Feiertag Palmsonntag. Viel zu wenig.

Sisi reagiert nun mit einer Maßnahme, die eines der Symbole der Mubarak-Zeit war: mit dem Ausnahmezustand, der das letzte Mal länger als drei Jahrzehnte galt. Für das praktische Leben der meisten Ägypter wird er nicht viel Unterschied machen, der Sicherheitsapparat ist ohnehin an seine Allmacht gewöhnt. Für Sisi selbst wird es jedoch enger: In den drei Jahren seiner Präsidentschaft hat er in keinem Bereich liefern können, was er versprochen hat. (Gudrun Harrer, 10.4.2017)