Noch steht die steirische ÖVP-Führung hinter Landesrat Buchmann.


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Graz – Es herrscht eine seltsame Ruhe in der steirischen ÖVP. Offiziell sind alle Spitzenpolitiker auf Osterurlaub, inoffiziell, so heißt es, wird jedoch fiebrig an einem "Plan B", einer Exitstrategie aus der "Plagiatsaffäre Christian Buchmann", getüftelt.

Dem Wirtschaftslandesrat war letzte Woche von der Universität Graz nach monatelanger Prüfung und Einholung mehrerer Gutachten der Doktortitel aberkannt worden. Nachdem nun klar ist, dass seine Dissertation doch nicht nur wegen einer – wie von der Parteiführung kolportiert – "Schlamperei" aberkannt wurde, sondern wegen schwergewichtiger Qualitätsmängel, ist in der zweiten Ebene der Partei einiger Aufruhr ausgebrochen. Auch im Wirtschaftsbund, als dessen Obmann Buchmann fungiert, heißt es: "Man hat uns belogen." Kolportiert wird bereits, der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk könnte im Fall des Falles nachfolgen.

Parteispitze steht noch hinter Buchmann

Die Parteispitze will aber, das wurde am Montag noch mal versichert, den Landesrat bis auf Weiteres halten. Ein Rücktritt komme nicht infrage. Buchmann, so hieß es schon letzte Woche, genieße weiterhin das Vertrauen der Partei. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, die ÖVP-Landesräte, der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, die Präsidenten des Wirtschaftsbundes (WB) und der Industriellenvereinigung stellten sich demonstrativ hinter den 54-Jährigen.

Der seinerzeitige "Doktorvater" Buchmanns, der Grazer Uniprofessor für Informationswissenschaften, Otto Petrovic, sagte am Montag im Standard -Gespräch, er gehe völlig d'accord mit der Entscheidung des Rektorates der Grazer Universität. "Das Rektorat ist in der Causa Buchmann völlig korrekt, exakt und transparent vorgegangen", sagte Petrovic.

Er hatte zum Zeitpunkt, als Buchmann seine Dissertation verfasst hatte, also im Jahr 2000, noch nicht das Instrumentarium zur Hand, das heute für die Überprüfungen von Dissertationen zur Verfügung stehe. "Computerunterstützte Textanalysen" habe es nicht gegeben. Es sei unmöglich gewesen, die exakten Zitierungen zu erheben. (Walter Müller, 10.04.2017)