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Trump-Sprecher Sean Spicer: Hitler setzte keine Chemiewaffen ein.

Foto: AP / Andrew Harnik

Washington – Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, hat am Dienstag in seiner täglichen Pressekonferenz zu einem äußert fragwürdigen Vergleich gegriffen, um die Militärschläge der USA gegen das syrische Regime von Bashar al-Assad zu rechtfertigen. Weder die amerikanische Armee habe in Zweiten Weltkrieg chemische Waffen eingesetzt, führte er aus, "noch ist ein Mann von der Verachtungswürdigkeit eines Adolf Hitlers dazu herabgesunken, chemische Waffen einzusetzen". Und: "Hitler hat das Gas nicht gegen seine eigenen Leute verwendet wie es Assad tut."

Von der Presse darauf hingewiesen, dass tatsächlich während des Holocaust von den Nazis Millionen Menschen mit dem Giftgas Zyklon B ermordet wurden – darunter auch zahlreiche Juden aus Deutschland –, nahm Spicer einen Teil seiner Äußerungen wieder zurück. Er danke für die Möglichkeit zur Klarstellung. Freilich verstehe er, dass Hitler Menschen in "Holocaust-Zentren" gebracht habe – womit offenbar Konzentrations- und Vernichtungslager gemeint waren.

Bei seiner Äußerung, die Nazis hätten auf dem Schlachtfeld keine chemischen Waffen eingesetzt, blieb Spicer freilich. Auch diese ist historisch nicht haltbar, die Nazis setzten etwa 1942 im Zuge von Kämpfen auf der Krim Chemiewaffen ein.

Spicer später: "War ein Fehler"

Dienstagabend entschuldigte sich Spicer für die Verwendung eines "unangebrachten und unsensiblen" Bezugs zum Holocaust, wie der Trump-Sprecher Dienstagabend (Ortszeit) dem Sender CNN sagte. "Es war ein Fehler, das zu tun."

Das Anne-Frank-Zentrum in New York hatte dem 45-Jährigen schon zuvor vorgeworfen, den Holocaust zu leugnen und forderte seinen Rücktritt. "Sean Spicer mangelt es an der Integrität, Sprecher des Weißen Hauses zu sein, und Präsident Trump muss ihn sofort feuern." Das American Jewish Committee nannte den Vorfall in einer Twitter-Nachricht unerhört und forderte eine Entschuldigung.

Auch die Fraktionschefin der Demokraten, Nancy Pelosi, forderte Spicers Rückzug. "Während jüdische Familien in den USA das Pessach-Fest feiern, spielt der Sprecher des Weißen Hauses die Schrecken des Holocausts herunter", erklärte sie. Trump müsse sich von den Worten distanzieren.

Für Spicer, der schon bisher unter Druck steht, und die US-Regierung kommt die Aussage zur Unzeit. Trump versucht sich seit Beginn seiner Amtszeit verbal von rechtsradikalen Gruppen der Alt-Right abzusetzen, die seine Kandidatur unterstützt hatten. Zudem war das Weiße Haus heftig kritisiert worden, nachdem in einem Statement zum Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner in keinem Wort von den jüdischen Opfern die Rede war. (red, 11.4.2017)