Eine Staatsqualle der Spezies Frillagalma vityazi: im oberen Bild von der Kamera eines Tauchroboters erspäht, unten deutlicher leuchtend im Labor.

Fotos: MBARI, Steve Haddock

Monterey – Biolumineszenz ist im Tierreich kein seltener Ausnahmefall, im Gegenteil. Zieht man in Betracht, dass die Tiefsee den größten Lebensraum der Erde bildet und dass dort die Mehrheit der Tiere über die eine oder andere Form von Leuchtkraft verfügt, dann muss man Biolumineszenz als ein vorherrschendes ökologisches Merkmal der Erde bezeichnen: Zu diesem Schluss kommen kalifornische Forscher in einer Studie, die in "Scientific Reports" erschienen sind.

Das Team um Séverine Martini und Steve Haddock vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) versuchte, den bisherigen Wissensstand zur Biolumineszenz von Meeresbewohnern zusammenzufassen. Bislang gab es nämlich zahllose Einzelbeobachtungen, aber nur wenige systematische Betrachtungen.

Versuch einer Systematisierung

Martini und Haddock sammelten die Daten über sämtliche Tiere ab einem Zentimeter Größe, die bei Tauchgängen der MBARI-Tauchroboter in der Bucht von Monterey gesichtet worden waren: insgesamt waren dies 350.000 Tiere. Diese verglichen sie mit einer Liste von Spezies, deren Fähigkeit zur Biolumineszenz belegt ist. Was oft nicht so leicht zu sagen ist, wie man glauben sollte: Manche Spezies schalten das energieverbrauchende Leuchten zwischendurch aus – andere leuchten so schwach, dass nur die empfindlichsten Kameras sie noch registrieren.

Aufbauend auf diesem Datenberg teilten die Forscher die Tiere in fünf Gruppen ein, von "sehr wahrscheinlich biolumineszent" bis zu "definitv nicht"; 20 bis 40 Prozent fielen unter "nicht bestimmbar". Daraus rechneten sie die Gesamtverteilung hoch und kamen zum Schluss, dass etwa drei Viertel der Tiere bis hinab in eine Tiefe von vier Kilometern zur Biolumineszenz fähig sind.

Konstante Mehrheitsverhältnisse

Die Verhältnis zwischen leuchtenden und nicht-leuchtenden Spezies war in allen Wasserschichten sehr ähnlich. Was sich aber stark veränderte, war die Zusammensetzung. Von der Oberfläche bis in eineinhalb Kilometer Tiefe waren es vor allem Quallen und Rippenquallen, die leuchteten (Rippenquallen sind trotz ihres Namens nicht mit den eigentlichen Quallen verwandt).

Darunter wurden vor allem leuchtende Würmer gesichtet. Und ging man noch tiefer, unter 2.250 Meter, dann übernahmen sogenannte Larvacea die Fackel. Die kleinen Manteltiere, die evolutionär betrachtet den Wirbeltieren nahestehen, machten in diesen Tiefen etwa die Hälfte aller leuchtenden Arten aus.

"Ich bin mir nicht sicher, ob den Menschen klar ist, wie verbreitet Biolumineszenz ist", sagt Martini. "Es sind nicht nur ein paar Tiefseefische wie der Anglerfisch. Es sind Quallen, Würmer, Kalmare – alles Mögliche." (red, 16. 4. 2017)