Selbst wenn man in die Ausbildung aufgenommen wird, bedeutet das nicht, dass man letztendlich Abfangjägerpilot wird.

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Zeltweg – Das Bundesheer ist auf der Suche nach Piloten. Nur wenige erfüllen die Voraussetzungen – für den Einsatz im Eurofighter werden überhaupt nur ein bis zwei Piloten pro Jahr ausgebildet. Die Kosten dafür sind enorm: Die sieben Jahre Ausbildung schlagen mit acht Millionen Euro zu Buche.

Eurofighter-Piloten gesucht.

185 Piloten dürfte das Heer für 113 Luftfahrzeuge haben, tatsächlich sind es derzeit gut 160 Piloten – der jahrelange Sparkurs im Heer hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Um den Personalstand wenigstens halten zu können, müsste man jährlich sieben bis acht neue Piloten "produzieren". Es gibt aber zu wenig Bewerber und Bewerberinnen: Waren es 2006/2007 noch rund 800, verzeichnete man 2015 den Tiefststand mit rund 150 Bewerbern. Seit die Werbetrommel wieder gerührt wird, geht es bergauf, 2016 waren es mehr als 400 Bewerber. Man hoffe auf einen konstanten Aufschwung, um wenigstens die notwendigen acht pro Jahr ausbilden zu können, sagt Oberst Peter Trierweiler, Leiter des "Instituts Flieger".

Pro Jahr zwei Ausbildungen

Pro Jahr werden nur ein bis zwei Eurofighter-Piloten ausgebildet. Selbst wenn man in die Ausbildung aufgenommen wird, bedeutet das nicht, dass man letztendlich Abfangjägerpilot wird: Welches Luftfahrzeug man fliegen wird, entscheidet sich nämlich erst im Laufe der Ausbildung, die zunächst für alle gleich beginnt. Neben Voraussetzungen wie Pflichtschulabschluss, guten Englischkenntnissen, Unbescholtenheit und der österreichischen Staatsbürgerschaft müssen auch körperliche und psychische Tests bestanden werden. Dabei wird ein ganz spezielles Profil gesucht, das ausnehmend getestet wird.

Phase eins dauert ein Jahr: Sie beginnt mit einer fünfmonatigen Kaderanwärterausbildung (eine allgemeine militärische Basisausbildung), dann folgt ein einwöchiges Assessmentcenter, wo etwa die Teamfähigkeit geprüft wird. Idealerweise kommen hier 16 Anwärter weiter. Im folgenden Lehrgang "praktische fliegerische Eignungsfeststellung" lernen die Interessenten schon, wie Fliegen grundsätzlich funktioniert, und werden beobachtet, wie schnell sie lernen und ihr Wissen umsetzen können. Am Ende entscheidet eine Kommission, ob man zur tatsächlichen Pilotenausbildung zugelassen wird.

Rückzahlungsverpflichtung

Die erste Phase dient aber auch dazu, sich ein erstes Bild vom Beruf des Militärpiloten machen zu können – denn ab dem Einstieg in die Ausbildung müssen die Soldaten die Kosten zurückzahlen, wenn sie aussteigen. In der Praxis kommt das nicht vor, es wäre aber auch kaum finanzierbar: Die Ausbildung eines einzigen Eurofighter-Piloten kostet insgesamt acht Millionen Euro, bei einem Hubschrauber wie der Alouette sind es immerhin 1,5 Millionen Euro. Damit das Heer nicht umsonst zahlt, enthält der erste, auf acht Jahre ausgelegte Vertrag eines Einsatzpiloten ebenfalls eine aliquote Rückzahlungsverpflichtung, erst danach gibt es unbefristete Verträge.

Nach einem Jahr startet dann jedenfalls erst die eigentliche Pilotenausbildung: Hier lernen die künftigen Flieger alles, was ein ziviler Berufspilot auch braucht, und darüber hinaus auch militärische Inhalte. Sie dauert 14 Monate. Am Ende entscheidet wiederum eine Kommission, in welche Richtung der Pilot gehen wird: nach Bedarf, Eignung und Wunsch.

Danach lernen angehende Eurofighter-Piloten insgesamt drei Jahre lang, verschiedene Flugzeuge zu fliegen, beispielsweise die Saab 105. Dann werden die Piloten an die Luftstreitkräfte übergeben und beginnen für zwei Jahre die Ausbildung am Eurofighter, was derzeit noch teilweise in Deutschland geschieht. Insgesamt dauert es also sieben Jahre, bis man einen Eurofighter fliegen kann.

In sechs Minuten in ganz Österreich

Im Notfall kann der Eurofighter in sechs bis sieben Minuten jedes Ziel in Österreich erreichen. Für sogenannte Alarmstarts stehen stets drei Abfangjäger gleichzeitig im Fliegerhorst Hinterstoisser im steirischen Zeltweg, dem größten Militärflugplatz des Bundesheeres, bereit. Obwohl nur ein Mann im Flieger sitzt, sind vom Techniker bis zum Feuerwehrmann an einem Flug bis zu 100 Personen beteiligt. (APA, 13.4.2017)