Washington – In einem Zeitungsinterview hat US-Präsident Donald Trump den Dollar als zu stark bezeichnet. Prompt verliert die US-Währung deutlich an Wert. Warum ist das so? Bisher galt es als üblich, dass US-Präsidenten sich eher nicht über Kurse an Finanzmärkten äußern. Um solche Gepflogenheiten scheint sich Trump aber nicht zu kümmern.

Und als wohl mächtigster Mann der Welt hat er enormen Einfluss auf die Finanzmärkte.

Der Wert einer Währung ergibt sich aus Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt. Hier kann man verschiedene Währungen gegeneinander tauschen – rund um die Uhr, rund um den Globus. Die Kurse auf dem Devisenmarkt sind für die meisten Menschen nur dann wichtig, wenn sie im Urlaub sind. Global agierende Unternehmen müssen aber Rechnungen in verschiedenen Währungen begleichen und tauschen daher ständig hohe Beträge.

Anleger hören auf Trump

Nirgends an den Finanzmärkten wechseln Tag für Tag höhere Werte den Besitzer als am Devisenmarkt, und keine andere Währung wird dort so viel gehandelt wie der US-Dollar. Das macht die Währung eigentlich wenig schwankungsanfällig, denn Aktionen Einzelner fallen geringer ins Gewicht. Dass Trumps Worte dennoch so viel Einfluss auf den Kurs haben, zeigt, wie viel Bedeutung Anleger diesen beimessen.

Das Kalkül im aktuellen Fall: Wenn der Dollar aus Sicht von Trump zu stark ist, dann könnte er künftig versuchen, ihn zu schwächen. Denn ein starker Dollar kann für die Exportwirtschaft in den USA schlechtere Geschäfte bedeuten – ihre Waren sind für Einkäufer im Ausland dann nämlich teurer.

Selbsterfüllende Prophezeiungen

Würde der Dollar wieder schwächer, würden aber beispielsweise ausländische Anleger, die Geld in Dollar angelegt haben, in ihrer eigenen Währung gerechnet Geld verlieren. Viele von ihnen tauschten daher nach dem Interview mit Trump im "Wall Street Journal" schnell Dollar in andere Währungen um – das schwächt die US-Währung. Es ist eine wesentliche Eigenschaft der Finanzmärkte: Prophezeiungen können sich dort selbst erfüllen.

Was aber könnte Trump überhaupt gegen die Dollarstärke tun? Zum einen bestimmt er, wer künftig den Posten an der Spitze der US-Notenbank Fed innehat. Das gibt ihm Einfluss auf deren künftigen Kurs. Die Fed arbeitet gerade an der Abkehr von ihrer Krisengeldpolitik mit extrem niedrigen Zinsen. Zinserhöhungen stärken aber den Dollar, weil sie Anleger locken. Jetzt hat Trump gesagt, dass er niedrige Zinsen mag.

Außerdem erwarten viele Anleger, dass Trump wie von ihm angekündigt bald Steuern radikal senken und Milliarden an Staatsgeldern für Investitionen etwa in die Infrastruktur ausgeben wird. Die Aussicht auf neuen Schwung für die Wirtschaft stärkte seit Trumps Wahl den Dollar. Darauf spielte der US-Präsident jetzt an: Er sei teilweise selbst schuld an der Dollarstärke, die Leute hätten Vertrauen in ihn. (APA, 13.4.2017)