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Demonstration gegen den Präsidenten Maduro am Donnerstag in Caracas.

Foto: REUTERS/Christian Veron

Caracas – Bei den Protesten gegen den linksnationalistischen Präsidenten Nicolas Maduro in Venezuela hat es einen fünften Toten gegeben. Ein 32-jähriger Demonstrant erlag am Donnerstag seinen Schussverletzungen. Die rechtsgerichtete Opposition rief ihre Anhänger zu lokalen Protesten auf. Diese sollen am Mittwoch in einer nationalen Großkundgebung in Caracas münden.

Der jetzt gestorbene Mann war am Dienstagabend während einer Demonstration in der Stadt Cabudare im nordwestlichen Bundesstaat Lara schwer verletzt worden. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, starben bereits am Dienstagabend ein 13-jähriger Bub und ein 36-jähriger Mann in Barquisimeto, der Hauptstadt von Lara, ebenfalls durch Schüsse.

Bürgereinheiten als "Stoßtruppen" der Regierung

Der Oppositionsabgeordnete Alfonso Marquina aus Lara machte bewaffnete Anhänger der Regierung für den Tod des Jungen verantwortlich. Der 13-Jährige starb demnach durch einen Schuss in den Bauch. Marquina zufolge standen sogenannte "colectivos" dahinter. Diese selbstgeschaffenen Bürgereinheiten fungieren nach seinen Worten als "Stoßtruppen" der Regierung.

Am 6. und 11. April waren nach Behördenangaben bereits zwei 19-jährige Studenten bei den Protesten getötet worden. Seit dem vergangenen Donnerstag wurden zudem dutzende Demonstranten verletzt und mehr als hundert Menschen festgenommen.

Politische Krise

Venezuela steckt seit Monaten in einer tiefen politischen Krise. Diese verschärfte sich durch die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dem von der Opposition beherrschten Parlament die Kompetenzen zu entziehen und auf sich selbst zu übertragen.

Nach heftiger Kritik aus dem In- und Ausland nahm das Gericht das Urteil zurück, doch die Proteste dauern an. Durch ein vor rund einer Woche gegen den rechtskonservativen Oppositionsführer Henrique Capriles verhängtes 15-jähriges Ämterverbot wurde die Krise weiter angeheizt.

Capriles ist einer der prominentesten Vertreter des oppositionellen Mitte-Rechts-Bündnisses MUD (Mesa de Unidad Democratica, Tisch der demokratischen Einheit), das sich für Maduros Absetzung einsetzt. Das Ämterverbot für Capriles würde ihn auch daran hindern, für die Präsidentschaftswahl 2018 zu kandidieren. 2013 hatte Capriles die Präsidentschaftswahl knapp gegen Maduro verloren, nachdem dessen Mentor, der langjährige sozialistische Staatschef Hugo Chávez, gestorben war.

Schwere Wirtschaftskrise

Die Regierungsgegner im ölreichen Venezuela machen Maduro für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich. Sie kämpfen für eine Volksabstimmung zu seiner Amtsenthebung. Für kommende Woche rief die Opposition zu weiteren Demonstrationen auf, Höhepunkt soll eine Großdemonstration in der Hauptstadt Caracas am 19. April sein.

Maduro erklärte die gesamte Karwoche im öffentlichen Dienst für arbeitsfrei. Den Demonstranten warf er vor, Gewalt anheizen zu wollen. Die Eskalation solle dann zu einem "Staatsstreich" und zur "Zerstörung des Friedens" in Venezuela führen. (APA, 14.4.2017)