Wie auch anderen neu dazugekommenen Destinationen gibt man der Strecke von Wien nach Los Angeles zwei Jahre Zeit, um sich als profitabel zu erweisen.

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Einen Trump-Effekt spürt die AUA noch nicht. Und der heimische Carrier hofft, dass das so bleibt. Denn mit Los Angeles fügt die AUA ihrer US-Landkarte ab sofort eine weitere Destination – die erste an der Westküste – hinzu und erwartet sich davon einiges. Die größte Stadt Kaliforniens wird im Sommerflugplan sechsmal pro Woche angeflogen. Nach Chicago, Newark und Miami ist es die vierte neue amerikanische AUA-Strecke innerhalb von vier Jahren und mit einer Flugzeit von zwölf Stunden die längste Strecke im AUA-Flugplan. 85.000 bis 95.000 Passagiere will man zwischen Wien und Los Angeles jährlich transportieren. Urlauber und Geschäftsreisende gehören zu dem Publikum, aber auch jene, die nach Israel, Armenien oder in den Iran weiterreisen.

Langstrecke wird immer wichtiger

Der Anteil des Interkontinental-Angebots ist in den vergangenen fünf Jahren damit von einem Fünftel auf ein Drittel gewachsen. Auch der Umsatzanteil aus der Langstrecke ist sukzessive gestiegen. Lag er 2012 bei 36 Prozent, sind es heuer 40 Prozent. Ob sich die Strecke für die AUA rechnet, wird man in zwei Jahren sehen. Der eine oder andere Langstreckentraum der jüngeren Vergangenheit – wie etwa Delhi – wurde mangels Wirtschaftlichkeit wieder aufgegeben. Auch Miami, seit Oktober 2015 im Programm, steht bis zum diesjährigen Herbst auf dem Prüfstand. Im Regelfall gibt man einer Destination rund zwei Jahre Zeit, sich profitabel zu entwickeln.

Für die AUA ist der Ausbau der Langstrecke aber ohnehin eine Notwendigkeit. Denn in Europa gibt es mittlerweile ein Überangebot an Kurz- und Mittelstreckenflügen. Das drückt auch auf die Preise. Selbst der irische Billigflieger Ryanair etwa, der lieber heute als morgen auch in Wien landen möchte, erwartet wegen der harten Konkurrenz am europäischen Himmel ein turbulentes Jahr. Im vergangenen Quartal gaben die Flugpreise bei Ryanair im Schnitt um 17 Prozent nach. Im laufenden Jahresviertel dürfte das Minus bei 15 Prozent liegen. Auch die AUA geht nicht davon aus, heuer höhere Preise am Markt durchzusetzen.

Umsteiger als Zielgruppe

Los Angeles hat zweifellos Potenzial. Mit 18 Millionen Einwohnern stellt der Großraum die Hälfte aller Einwohner Kaliforniens. Kalifornien ist der wichtigste US-Handelspartner für österreichische Firmen. Jährlich werden dort heimische Waren im Wert von rund 1,4 Milliarden US-Dollar abgenommen. Auch 70 österreichische Firmen sind hier angesiedelt. Potenzielle Passagiere gibt es also genug. Bleibt die Frage, ob in Wien funktioniert, was die Mutter in Frankfurt plant: die AUA-Maschinen am Flughafen Schwechat mit Umsteigern aus ganz Europa zu füttern – einerseits durch die AUA selbst und andererseits durch die Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings.

Letztere verzeichnete im März innerhalb des Lufthansa-Konzerns das größte Passagierplus und bereitet manchen derzeit Kopfzerbrechen. Die Sorge ist, die AUA müsse um ihren Premiumstatus zittern und könnte auch streckenmäßig neben Eurowings ins Hintertreffen geraten. Lufthansa-Manager Tamur Goudarzi Pour sieht dafür keinen Grund: Die AUA sei ein Umsteigecarrier im Premiumsegment und die Eurowings ganz klar für den Point-to-Point-Verkehr positioniert, sagt Pour.

Verantwortung liegt bei Lufthansa

Cord Schellenberg sieht für das Konzept gute Chancen: Die AUA habe nicht nur einen wirtschaftlich gesunden Heimatmarkt, sondern auch ein bedeutendes touristisches Potenzial mit Wien als weltweit bekannte Metropole und Österreich als Urlaubsland. "Das sind gute Voraussetzungen für eine stabile Grundauslastung", so der Hamburger Luftfahrtexperte gegenüber dem STANDARD. Für den wirtschaftlichen Erfolg als Drehscheibe sei die Lufthansa zuständig, so Schellenberg: "Es liegt an ihr, wie sie den Umsteigeverkehr zwischen den südlichen Drehscheiben München, Zürich und Wien aufteilt."

Eine Rolle spielen dabei Kosten und Preise. Neben der Lufthansa selbst und der Tochter Swiss kommt hier wieder Eurowings ins Spiel. Auch für Schellenberg ist offen, "ob Eurowings Europe als Low-Cost-Airline in Wien eine Ergänzung zur AUA darstellt oder sich die beiden Airlines aus der Lufthansa-Gruppe gegenseitig Konkurrenz machen werden. Das wäre nicht förderlich für das europäische Netzwerk der AUA."

Mehr Platz, größerer Bildschirm

Die AUA selbst ist zumindest wieder in der Lage zu investieren. Auf der Langstrecke etwa in die Anschaffung einer weiteren Boeing 777. Rund 120 neue Mitarbeiter werden für ihren Betrieb ab Sommer 2018 gebraucht. Große Erwartungen hegt man auch in die Einführung einer neuen Klasse, die Premium Economy. Die Lufthansa hat eine solche Mittelklasse zwischen Economy und Business seit einem Jahr. Rund zehn Prozent aller Sitze der Interkontinentalflüge der Lufthansa sind bereits Premium Eco, sagt Pour.

Auch die AUA will in diesem höherpreisigen Segment mitspielen. Die Passagiere sollen mehr Platz, bequemere Sitze, einen größeren Bildschirm für das Unterhaltungsprogramm und ein aufgewertetes Catering bekommen. Einen einen eigenen Koch – wie in der Business-Class wird es aber nicht geben. Die Ticketpreise sollen in etwa zwischen Economy und Business angesiedelt werden und könnten damit – je nach Destination – bei 1100 bis 1200 Euro liegen. Der Platzabstand bemisst sich dann wie folgt: 31 Zoll in Economy, 38 Zoll in Premium Economy und 44 Zoll in der Business-Class. Umgebaut werden die Flieger in Wien.

Internet vorerst nur auf Kurz- und Mittelstrecke

Ob die Langstreckenflieger in absehbarer Zeit mit Internet an Bord ausgerüstet werden, ist offen. Denn ihre Lebensdauer läuft grosso modo 2020 aus. Die Wartezeit für die entsprechende technische Ausrüstung würde einen Umbau erst 2018 erlauben. Ob sich das auszahlt, schaut man sich derzeit an.

Startklar ist Internet an Bord auf der Kurz- und Mittelstrecke. Die technische Ausrüstung der Airbusflotte kostete die AUA fünf Millionen Euro. Noch im April wird das Bezahlangebot gestartet: Angeboten werden verschiedene Modelle. Der Basistarif mit drei Euro beinhaltet etwa E-Mail und Whatsapp, bei den teureren Modellen kommt Surfen und Videostreaming dazu. Auch über neue Destinationen wird nachgedacht. Wohin die Reise gehen soll, wird im Herbst entschieden. "Immer unter strenger Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit aller Langstreckendestinationen," sagt Lachinger. Kapstadt in Südafrika wäre ein mögliches Ziel – allerdings nicht vor dem Winterflugplan 2019. (Regina Bruckner aus Los Angeles, 14.4.2017)