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Unvergesslich der Ausspruch des Reiseführers beim Besuch der Jerusalemer Grabeskirche vor mehr als 20 Jahren: "Golgatha? Golgatha is upstairs!".

Tatsächlich befindet sich der überlieferte Kreuzigungsort Jesu (Golgatha=Aramäisch für "Schädelstätte") "upstairs": auf einer kleinen Felserhebung mit Stufen innerhalb der Grabeskirche – in nur geringer Distanz zum Grab selbst.

Daraus resultierende Zweifel an der Authentizität sind übrigens von der Wissenschaft relativiert worden: Golgatha lag außerhalb der damaligen Stadtmauern. Das Felsengrab liegt in einem ehemaligen Steinbruch und passt zu den damals üblichen Bestattungsbräuchen wohlhabender Juden. Mit aller Vorsicht: Es kann sich um das echte Grab handeln.

Um die genaue Aufteilung der Grabeskirche unter den verschiedenen christlichen Konfessionen (griechisch-orthodox, römisch-katholisch, armenisch-apostolisch, syrisch-orthodox, koptisch und äthiopisch-orthodox) gab es immer wieder erbitterte Streitigkeiten. Vor kurzem wurde jedoch die Kapelle über dem Grab in innerchristlicher Konkordanz renoviert.

Ein neuer Besuch ist also eigentlich fällig. Mal sehen, ob es noch immer passieren kann, dass man von einem hinter einer Säule stehenden heiligen Mann mit einem kräftigen "Pssst!" und einladender Fingerkrümmung zum Ankauf eine Kerze in den jeweiligen "Sektor" gelockt wird. (Hans Rauscher, 14.4.2017)