Bei dem Anschlag zerstörter Bus

Foto: APA/AFP/OMAR HAJ KADOUR

Aleppo – Über die Hälfte der mehr als 100 Opfer eines verheerenden Bombenanschlags auf Busse im Norden Syriens waren Aktivisten zufolge Kinder. Die Zahl der Toten sei auf mindestens 126 gestiegen, erklärte die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" am Sonntag. Davon seien 68 Kinder und 13 Frauen gewesen. Es gebe zudem viele Verletzte.

Eine Autobombe war am Samstag westlich der Stadt Aleppo explodiert, wo die Busse auf ihre Weiterfahrt warteten. Zunächst war unklar, wer für das Attentat in dem von Rebellen kontrollierten Ort Rashideen verantwortlich war. Niemand bekannte sich zu der Tat. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana sprach von einem Anschlag von "Terroristen". Oppositionsaktivsten beschuldigten hingegen Regierungsanhänger, hinter der Bombe zu stecken.

Der UNO-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien zeigte sich "entsetzt" über den Anschlag. Den Attentätern seien Menschenleben völlig gleichgültig.

Papst verurteilt Angriff

Papst Franziskus verurteilte den Angriff in seiner Osterbotschaft. "Die letzte schändliche Attacke auf Flüchtlinge hat zahlreiche Tote und Verletzte gefordert", sagte vor 60.000 Gläubigen auf dem Petersplatz. "Möge [der Herr] vor allem in diesen Tagen die Anstrengungen derjenigen unterstützen, die sich für (...) die Zivilbevölkerung in Syrien einsetzen, die Opfer eines Krieges geworden sind, der nicht aufhört, Horror und Tod zu säen."

An Bord der Busse waren rund 5.000 Menschen, die zuvor im Zuge eines Abkommens aus den von Rebellen belagerten Orten Foua und Kafraya gebracht worden waren. Sie mussten in Rashideen stundenlang warten, weil die Umsetzung des Abkommens stockte.

Die Einigung sieht vor, dass im Gegenzug etwa 2.220 Menschen die von Regierungskräften eingeschlossenen Orte Madaya und Zabadani verlassen. Der Iran als Verbündeter der Regierung und Katar als Unterstützer der Rebellen hatten das Abkommen zwischen den Kriegsparteien vermittelt.

Transport fortgesetzt

Unter den Toten seien 98 Menschen aus Foua und Kafraya, erklärten die Menschenrechtsbeobachter weiter. Die Rettungsorganisation Weißhelme hatte die Zahl der Toten am Samstagabend auf 100 beziffert. Nach der Explosion wurde der Transport der umgesiedelten Syrer fortgesetzt.

Kritiker verurteilen die Einigung über den Abzug von Tausenden Menschen aus den vier Orten als Zwangsbevölkerungsaustausch. In den vergangenen Monaten waren nach Abkommen zwischen Regierung und Rebellen bereits mehrere von der Regierung belagerte Orte evakuiert worden. Die Opposition wirft den Regierungskräften vor, diese Gebiete durch Aushungern und Bombardierungen zur Aufgabe gezwungen zu haben.

Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen. (APA, dpa, 16.4.2017)