Florian Kainz setzt sich gegen den Hamburger Diekmeier durch und überwindet auch Keeper Mathenia.

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Bremen – Werder Bremen ist am Sonntag im Kampf um den Klassenerhalt in der deutschen Bundesliga ein vorentscheidender Befreiungsschlag gelungen. Die Bremer gewannen das 106. Nordderby gegen den Hamburger SV daheim mit 2:1 (1:1) und sollten mit nunmehr 39 Punkten nicht mehr ernsthaft in Gefahr geraten. Für den HSV, der nur einen Punkt vor Relegationsplatz 16 liegt, geht hingegen die Zitterpartie weiter.

Für die Führung der Gäste sorgte Michael Gregoritsch per Kopfball in der sechsten Minute nach guter Vorarbeit des Ex-Bremers Aaron Hunt. Ebenfalls per Kopf erzielte Max Kruse in der 41. Minute den Ausgleich, nachdem er von Fin Bartels mustergültig bedient worden war.

Dem nur 120 Sekunden zuvor eingewechselten Florian Kainz gelang in der 75. Minute der Siegestreffer, der Bremen sogar wieder von Europa träumen lässt – der Rückstand auf Platz sieben, der zur EL-Qualifikation berechtigt, beträgt nur einen Punkt.

Sehenswert

42.100 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion sahen ein höchst abwechslungsreiches und spannendes Spiel. Beide Teams brachten die gute Form der vergangenen Wochen auf den Rasen und beeindruckten durch schnelles Umschaltspiel und sehenswerte Ballstaffetten.

Schon nach 37 Sekunden hätte Kruse die Platzherren in Führung bringen können, scheiterte aber aus kurzer Distanz am Hamburger Schlussmann Christian Mathenia. Der starke Werder-Kapitän Zlatko Junuzovic traf per Freistoß in der 22. Minute nur die Außenstange. Später sah der Österreicher die fünfte Gelbe Karte der Saison und ist damit im nächstwöchigen Match bei Ingolstadt gesperrt.

Aber auch die Hamburger hatten ihre Chancen. In der 16. Minute musste Werder-Keeper Felix Wiedwald Kopf und Kragen riskieren, um den anstürmenden Filip Kostic zu stoppen.

Kainz macht sich umgehend bezahlt

Nach dem Seitenwechsel konnten beide Teams ihr Tempo aus dem ersten Durchgang nicht mehr ganz gehen. Dennoch wurde hüben wie drüben weiterhin auf Sieg gespielt. Wiedwald war in der 56. Minute in einer Eins-zu-Eins-Situation gegen Matthias Ostrzolek gefordert.

Um den Druck zu erhöhen, brachte HSV-Coach Gisdol in der 63. Minute Pierre-Michel Lasogga aufs Feld, der in der laufenden Saison nach wie vor torlose Mittelstürmer blieb aber erneut blass. Zeitgleich wechselte der Bremer Trainerkollege Alexander Nouri mit Kainz (für Florian Grillitsch) ebenso eine Offensivkraft ein – in diesem Fall mit raschem Erfolg.

HSV-Bus attackiert

Vor der Partie war der Mannschaftsbus der Hamburger kurz vor dem Eintreffen im Stadion mit Farbbeuteln und anderen Gegenständen beworfen worden. Dabei sprang eine Fensterscheibe, verletzt aber wurde niemand. Nach dem Anschlag in Dortmund in der letzten Woche eine besonders geschmacklose Aktion. Insgesamt waren rund 750 Ordnungskräfte im Einsatz. Im Vorfeld der brisanten Partie hatte die Bremer Polizei auf beiden Seiten mit insgesamt rund 600 gewaltbereiten Fans gerechnet.

Schalke-Blamage in Darmstadt

Das abgeschlagene Schlusslicht Darmstadt erkämpfte sich dank eines Treffers von Jerome Gondorf in letzter Sekunde eine Schonfrist und ist zumindest theoretisch immer noch rettbar. Die Hessen feierten beim 2:1 (1:0) gegen Schalke 04 erst ihren fünften Saisonsieg und sorgten bei den Gästen für Alarmstimmung.

Mario Vrancic (11.) sowie Gondorf (90.+3) scorten beim Erfolg der Lilien. Schalkes Spanier Coke (75.) hatte mit seinem ersten Bundesliga-Tor ausgeglichen, Thilo Kehrer (82.) sah bei den Gästen nach einer Notbremse Rot. Darmstadt-Keeper Michael Esser parierte einen Strafstoß von Guido Burgstaller (57.).

Die Schalker, die bereits drei Tage zuvor im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League bei Ajax Amsterdam (0:2) enttäuscht hatten, verlieren nach der achten Auswärtspleite die neuerliche Europacup-Qualifikation immer mehr aus den Augen. Die Gäste konnten beste Chancen nicht nutzen und zeigte auch große Schwächen in der Defensive. Burgstaller spielte durch, Alessandro Schöpf wurde in der 81. Minute eingewechselt. (sid, red, 16.4. 2017)