Der öffentliche Streit zwischen der türkischen Regierung und mehreren europäischen Staaten um Wahlkampfauftritte von Ministern könnte die Wahl zugunsten der Verfassungsreform entschieden haben – das sagen Meinungsforscher, die nach dem Konflikt einen Umschwung festgestellt haben. Zahlenmäßig entscheidend waren die Stimmen der Auslandstürken aber nicht: Von den drei Millionen Wahlberechtigten gingen nach Angaben der staatlichen Agentur Anadolu 1,4 Millionen zu den Urnen (48 Prozent). 59,1 Prozent stimmten mit Ja, 40,9 Prozent mit Nein. Das ergibt einen Vorsprung von 255.000 Stimmen. Unter allen Wahlberechtigten beträgt dieser laut Anadolu 1,4 Millionen.

Besonders klare Verhältnisse gab es einmal mehr in Österreich: 73,2 Prozent der Wählerinnen und Wähler (38.215 Personen) stimmten für die Verfassungsreform, 26,8 Prozent (13.972) dagegen. Deutlicher fiel die Zustimmung weltweit nur noch in Belgien (75 Prozent), in Jordanien (75,9 Prozent) und im Libanon aus, wo 93,9 Prozent für das Ja stimmten. Die Beteiligung lag in Österreich mit 48,6 Prozent im weltweiten Mittel, aber etwas höher als bei der Parlamentswahl im November 2015. In Deutschland, wo fast die Hälfte aller wahlberechtigten Auslandstürken lebt, gab es ebenfalls ein klares Ja. 63,1 Prozent entschieden sich dort für die neue Verfassung. Knapp war es dabei nur in der Hauptstadt Berlin, wo das Ja am Ende bei 50,1 Prozent lag. Auch in den Niederlanden und in Frankreich gab es klare Mehrheiten für die Reform.

Türken in Schweiz dagegen

Aus dem Trend fiel einmal mehr die Schweiz, wo schon bei den Parlamentswahlen 2015 die linke und prokurdische HDP voranlag. Dort stimmten 61,9 Prozent gegen die Annahme des Verfassungsentwurfs. Große Mehrheiten für das Nein gab es sonst nur in Staaten mit relativ kleiner türkischer Bevölkerung: Die größte Ablehnung boten 87,5 Prozent der Türken in Tschechien (509 Personen), 87,1 Prozent in Thailand und 86,7 Prozent in Spanien. (mesc, 18.4.2017)