Wien – Wild wogen die Formen. Ein Schwung hier, ein Falz dort, kaum ein Ort, an dem das Auge Ruhe fände. Der Ansatz war mäßig erfolgreich, meint Hyundai. Und setzt beim neuen i30 auf das genaue Gegenteil. Progressiv war gestern, konservativ ist heute. Interessant, dass derzeit etliche Hersteller (Toyota explizit ausgenommen) allzu drastische Blechbiegereien zurücknehmen und sich zu beruhigter Formensprache hinwenden. Mercedes etwa hat die Designphilosophie der "sinnlichen Klarheit" ausgerufen.

Der Neue wirkt geradlinig und bieder und fährt sich komfortabel.
Foto: Andreas Stockinger

Letztlich bestätigt sich damit ein Ansatz, den VW seit Langem fährt – und auch Hyundai-Konzernschwester Kia, seit Ex-VW-Mann Peter Schreyer für das Erscheinungsbild der Marke zuständig ist. Vorausgesetzt, es handelt sich beim i30 um keinen Solitär, wird das Hyundai-Styling damit ebenso langzeithaltbar wie das der angeführten Marken. Man ist also auch in dem Punkt voll auf Europakurs gegangen. Das steht dem i30 nicht übel. Aber vorne wirkt es fast, als sei der Kühlergrill zu sehr erwärmt worden und dann von der Motorhaube runtergeronnen. Sitz etwas tief, oder? So etwas nennt man optische Sollbruchstelle.

Foto: Andreas Stockinger

Klare Linien, weiche Rundungen auch innen. Der i30 kommt mit erfreulich wenigen Knöpfen und Tasten aus – etliche Funktionen sind ins Lenkrad gewandert, andere in den mittig aufgesetzten Streichelbildschirm. Sonst geht es geräumig zu, eine Folge der schieren Größe: Auf 4,34 m ist der i30 angewachsen, das ist eher schon im oberen Bereich der Golf-Klasse angesiedelt. Man sitzt bequem, findet viele und auch ausreichend große Ablagen sowie alle möglichen Anschlüsse: 12 V, USB, Aux.

Foto: Andreas Stockinger

Damit wird es Zeit, den Fernost-Golf anzuwerfen. Startknopf. Lässig. Diesel. Rau. Das 1,6-Liter-Downsizing-Aggregat leistet 110 PS, womit der i30 zwar ausreichend, aber bestimmt nicht übermotorisiert ist. Und mit 6,9 l / 100 km Testschnitt zeigt er sich beim Verbrauch als durchschnittlich braver, moderner Selbstzünder.

Foto: Andreas Stockinger

Prinzipiell gut gefällt das Doppelkupplungsgetriebe, aber es gibt auch hier ausgereiftere Systeme (Hyundai ist ja erst 2015 eingestiegen): Nicht immer weiß das Sieben-Gang-DCT gleich, wohin es will bei der Gangwahl. Man kann aber festhalten: Die Richtung stimmt.

Foto: Andreas Stockinger

In Summe ein sehr ordentlicher Beitrag in der heiß umkämpften Golf-Klasse, wo der i30 längst vollwertig mit von der Partie ist. Das sagt sich so leicht, ist aber nicht selbstverständlich: Etliche Japaner, die früher hier Absatzschwergewichte waren, haben sich inzwischen marginalisiert. (Andreas Stockinger, 18.4.2017)

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